Test Elektroauto Ford Mustang Mach-E: Kein klassischer Mustang - aber gut

Seite 2: Ford fehlte der Mut

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Passend dazu liegt der Autobahnverbrauch bei Vmax 130 km/h bei brutto 23,8 kWh (netto nach Bordcomputer: 21 kWh) pro 100 km. Angesichts winterlicher Temperaturen und Bereifungen auf stellenweise feuchten Strecken ein sehr guter Wert. Überland sank dieser Wert intern auf 20 kWh/100 km, am Messgerät standen dabei jedoch am Ende brutto 26 kWh/100 km. Solche Diskrepanzen liegen oft am internen Schätzeisen, das manche Kurzstrecken-Kälteverluste nicht erfasst. Es könnte jedoch auch an Fords mit 12 A ladenden Schuko-Adapter gelegen haben, den wohl kaum jemand dauerhaft für solche Akkugrößen benutzen wird. Dass ich ihn zum Messen benutzte, liegt an der einen großen Schwäche des Mach-E.

Ford Mustang Mach e innen (12 Bilder)

Fahrmodusstellrad. Auf "L" bremst der Motor im Schiebebetrieb maximal, zum Beispiel bei längeren Bergabfahrten praktisch.

(Bild: Clemens Gleich)

Leider hat sich Ford zu einer extrem konservativen Ladekurve hinreißen lassen. Bei 8° C Außentemperatur lud das Auto nur mit bis gut 50 kW. Bei 80 % SoC bricht die Leistung unabhängig von der Außentemperatur schlagartig auf nur noch rund 8 kW ein, bei der größeren Batterie sind es rund 12 kW. Das sind sehr enttäuschende Werte für ein System, das sicher mehr aushielte. Die Konkurrenz bietet bei kleineren Batterien in älteren Konstruktionen bereits mehr. Ford sagte dazu, man habe erst einmal die Erfahrungen im Feld abwarten wollen, und wir dachten: Muss man jede Erfahrung selber machen?

Die Erfahrungen im Feld der Mitbewerber und Forschungseinrichtungen sind über zehn Jahre akkumuliert verfügbar. Die Erstkunden waren entsprechend enttäuscht von der Ladeperformance. Ford arbeitet daher bereits an einem Software-Update, das nicht nur höhere Ladeleistungen verspricht, sondern obendrein den Batteriehub vergrößern soll. Bedeutet: mehr Nutzkapazität, mehr Reichweite. Es gibt noch keinen Termin für dieses Update, doch es gibt damit Hoffnung auf Besserung. Vielleicht könnten die recht mutigen ESP-Abstimmer sich um eine Ladekurve kümmern, die es krachen lässt?

Die versprochenen 100+ kW konnte ich jetzt im Winterhalbjahr nur mit etwas Gewalt erreichen. Ich fuhr 20 km die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h, um Temperatur in den Akku zu bringen, dann fuhr ich mit 17 % SoC sofort an den Alpitronic-Lader. Kurz dreistellig! Immerhin. Das Laden ist also die größte Schwäche des Autos. Wer fernfahren will, wartet auf jeden Fall noch ab, wie viel sich Ford beim Update traut. Vielleicht wollen sie ja noch mehr eigene Erfahrungen sammeln.

Was die Erstkunden in den Foren noch beschäftigt, ist Fords Deal mit Volkswagen: Ford-Elektroautos auf dem MEB-Baukasten sollen kommen. Wie die werden, weiß natürlich keiner, doch es stellt sich schon die Frage, was Ford dann mit den Entwicklungen des Mach-E macht. Ich habe da einen Traum, angelehnt an die Prototypen, die vor dem Pummelpony durch die Presselandschaft fuhren: Baut doch einfach einen richtigen elektrischen Mustang. Fahrhilfen weiterhin ganz abschaltbar. Mustang-Design ohne Hofreiter-Kontextfehler. Heckantrieb oder Allrad konfigurierbar. Mutigere Ladeleistung. Und vorne darf der Frunk ruhig kleiner sein, dürfen ruhig noch Lithium-Zellen hängen, damit das Ding den im Vergleich zur Front leichteren Arsch in kilometerlangen Drifts raushängen kann. Ich wäre höchst interessiert.

Der Ford Mustang Mach 3 kostet ab 46.900 Euro.