Peugeot 308 Plug-in-Hybrid mit straffer Abstimmung im Test

Seite 2: Laden, Infotainment, Fazit

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Stellantis hat sich beim Thema Laden einen interessanten Stolperstein einfallen lassen: Serienmäßig kann mit bis zu 3,7 kW geladen werden, gegen Aufpreis sind maximal 7,4 kW möglich. Die 500 Euro wollen allerdings gut überlegt sein, denn auch der stärkere Lader ist einphasig ausgelegt. Da über die Begrenzung der Schieflast auf 20 A je Phase in deutschen Privat-Haushalten in der Regel bei 4,6 kW (230 Volt x 20 Ampere) Schluss ist, profitiert von der höheren Ladeleistung nur, wer den 308 an eine der vergleichsweise weitverbreiteten, öffentlichen 22-kW-Ladestationen anschließt. Deren 22 kW verteilen sich auf drei Phasen, jede von ihnen liefert also rund 7,4 kW. An einer der geförderten Wallboxen mit 11 kW für den privaten Gebrauch ist durch die herstellerseitige Beschränkung auf eine Phase bei 3,7 kW im Peugeot 308 Schluss.

Die Chance, sich mit einem höheren Ladetempo daheim von der Konkurrenz abzusetzen, hat Stellantis vertan. Das könnte sich noch rächen, denn wenn sich das Bundeswirtschaftsministerium mit dem Ende der Förderung von Plug-in-Hybriden durchsetzt, müssen sich diese Autos am Markt allein durchsetzen. Das klappt am besten, wenn das Produkt attraktiv ist. Selbst wenn die Förderung unerwartet doch noch fortgeführt werden sollte, ist das nächste Update absehbar. Denn ab dem 1. Januar 2024 sollten Plug-in-Hybride mindestens 80 km am Stück im E-Modus schaffen. Der 308 bräuchte dafür eine größere Batterie. Übersetzt heißt das: Eine Überarbeitung des brandneuen Peugeot stünde im Sommer kommenden Jahres an. Stellantis ist mit dieser Politik keineswegs allein, vielmehr verfahren momentan fast alle Autohersteller so.

In den vergangenen Jahren haben wir Infotainmentsysteme des Konzerns oft hart kritisiert: Verschachtelt, nicht intuitiv zu bedienen, lahm, garniert von einer Sprachsteuerung, die praktisch keinen Mehrwert bietet. Stellantis hat sich dem Thema Unterhaltungselektronik intensiv gewidmet.

Kombiinstrument und Oberfläche des Bildschirms in der Mitte lassen sich weitreichend den eigenen Vorlieben anpassen – gut so. Eine ausgezeichnete Idee sind auch die frei belegbaren Touchflächen: Ob nun Radiosender, Telefonnummern, Navigationssziele, bestimmte Funktionen – der Weg dorthin lässt sich so wunderbar abkürzen. Das ist auch deshalb ein prima Einfall, weil Dinge wie Massage oder Sitzheizung tief im System vergraben sind. Schön wäre es, wenn sie sich per Sprachbefehl aufrufen ließen, doch die KI-Dame der Elektronik konterte solche Wünsche beharrlich mit: "Das habe ich leider nicht verstanden." Für meinen Geschmack fällt dieser Satz in unserer Kommunikation ein wenig zu häufig.

Peugeot 308 (7 Bilder)

Der Innenraum ist ordentlich verarbeitet und hochwertig ausgekleidet.
(Bild: Florian Pillau)

Insgesamt braucht es eine gewisse Zeit und auch die Bereitschaft, sich mit dem System intensiv auseinanderzusetzen. Besitzer werden das vermutlich eher tolerieren als beispielsweise Menschen die einen Mietwagen nutzen. Arbeitstempo und Funktionsumfang gefallen insgesamt, wobei Stellantis keinen Spitzenplatz in diesem Bereich angestrebt hat. Arbeiten könnten die Programmierer noch daran, den Erstkontakt etwas einfach zu gestalten.

Beim Anlegen eines eigenen Profils wechselte die Systemsprache plötzlich auf Französisch, was durchaus eine Herausforderung war. Richtig gut gefallen hat mir die kabellose Einbindung von Android Auto und Apple CarPlay, wenngleich die induktive Ladeschale nur temporär mit meinem Pixel 6 und seiner Hülle zurechtkam. Auch das Kombiinstrument mit seinem schicken 3D-Effekt fand bei allen in der Redaktion Anklang.

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Stark verbessert hat sich auch die Möglichkeit, Updates einzuspielen. Es reicht inzwischen, das Auto ins heimische Wlan einzubinden. Anders als zuletzt in einem Citroën C5 Aircross oder einem Opel Grandland erlebt, können die Aktualisierungen auf diesem Weg gleich heruntergeladen und installiert werden. Im Testwagen war die Installation nach ein paar Minuten erledigt. Genau so sollte es sein. Viel besser als zuvor ist auch das scharfe Bild der Rückfahrkamera, die sogar eine Reinigungsdüse spendiert bekam. Auffällig war im Testwagen auch, wie weitreichend der Warner vor Autos im toten Winkel reichte: Er meldet sich auf der Autobahn so rechtzeitig, dass aus diesem Helfer tatsächlich eine Unterstützung erwächst.

Hervorragende Arbeit leisten auch die Matrix-Scheinwerfer, die Gegenverkehr zuverlässig erkannten. Sie arbeiten diesbezüglich so souverän, dass es regelrecht ärgerlich ist, dass Peugeot sie nur in der GT-Ausstattung anbietet. Das gilt auch für andere Extras: Verbundglas in den vorderen Seitenscheiben, 3D-Kombiinstrument, Soundsystem, Schiebedach und Massage – das alles ist nur ab der teuren GT-Version zu haben. Eine Politik, die inzwischen viele Hersteller fahren, was es nicht besser macht.

Im Testwagen ließ sich der Tempomat nicht aktivieren, im Display erschien "ungeeignete Bedingungen". Es dauerte ein wenig, bis das Auto mit der Wahrheit herausrückte: Ein Sensor war defekt. Warum damit auch der reguläre Tempomat dauerhaft ausgeschaltet wird, ist nicht ersichtlich. Eingeschaltet blieb die aktive Fahrspurhaltung, die ab und zu mit einem unnötigen, kurzen Schlenker auf ihr Dasein hinwies. Solche ungebetenen Hinweise führen im Normalfall zu einer Deaktivierung durch den Fahrer, doch bei jedem Neustart war der Murks wieder an. Dauerhaft abschalten ließ sich der künstliche Sound im Sportmodus, was zugleich das Beste an ihm war.

Peugeot 308 Kombiinstrument (6 Bilder)

In den teuren Ausstattungslinien ist ein schickes ...
(Bild: Florian Pillau)

Zwei Dinge löst Peugeot inzwischen erheblich besser als früher. In den Sesseln mit dem Siegel "Aktion gesunder Rücken" sitzt man ausgezeichnet, auch große Fahrerinnen und Fahrer können sich den Sitz ausreichend weit verstellen. Vielleicht schaffen es die Ingenieure beim nächsten Update noch, die Isofix-Haken zur Befestigung von Kindersitzen nicht mehr hinter schwergängigen Reißverschlüssen zu verstecken. In der Form ist das einfach unpraktisch. Gelungen ist dagegen die Verarbeitung, und auch bei der Auswahl der Materialien muss der 308 keinen Vergleich scheuen.

Der stärkere der beiden Plug-in-Hybride ist an die GT-Ausstattung gekoppelt. Das macht ihn teuer, unter 44.550 Euro ist er nicht zu haben. Von dieser Summe können zumindest bis zum Jahresende noch die Subventionen abgezogen werden – immerhin rund 7115 Euro. Doch der 308 PHEV mit dem schwächeren Antrieb erscheint dennoch die bessere Wahl. Er ist nicht nur 2000 Euro günstiger und kaum langsamer, sondern auch mit Ausstattungslinien zu haben, die nicht auf Sport als dominierendes Merkmal setzen. Der Listenpreis des PHEV-Basismodells sinkt damit auf 36.900 Euro, und selbst diese Version ist wahrlich nicht ärmlich ausgestattet. Ärgerlich nur, dass sie sich mit einigen Details nicht aufrüsten lässt.

Der dritte Peugeot 308 ist zeitgemäß gezeichnet, ordentlich verarbeitet und als Plug-in-Hybrid temperamentvoll motorisiert. Gefallen haben uns unter anderem das schicke Kombiinstrument und die sehr bequemen Sitze. In die Bedienung muss man sich einarbeiten, nicht alles ist logisch aufgebaut. Auch die Sprachsteuerung arbeitet hier nicht auf dem Niveau, das bei Mercedes für reichlich Aufgeld seit Jahren Standard in dieser Klasse ist. Dass Peugeot einige Extras an die sehr stramm gedämpfte GT-Ausstattung koppelt, ist ärgerlich. Im täglichen Umgang störte die mies zu dosierende Bremse, bei der wir hoffen, der Testwagen möge ein Ausrutscher gewesen sein.

In seinem direkten Umfeld, also ein PHEV mit mehr als 150 kW Systemleistung, steht der Peugeot 308 GT nicht schlecht da. Er kostet etwas mehr als zuletzt der VW Golf GTE und der Audi A3 TFSI e, die aktuell nicht mehr lieferbar sind, bringt allerdings auch eine bessere Ausstattung mit. Die kurz vor einem Facelift stehende Mercedes A-Klasse ist im Bereich Infotainment auch vier Jahre nach ihrer Premiere unerreicht, sofern die Kundschaft bei der Bestellung reichlich zusätzliches Geld in die Hand genommen hat. Andere Autohersteller, darunter Hyundai, Kia, BMW, Ford, Mazda und Toyota, bieten keinen mit dem Testwagen vergleichbaren Plug-in-Hybriden. Die Chancen auf einen Erfolg sind für den neuen 308 Hybrid also da.

Kosten für die Überführung wurden von Peugeot übernommen, jene für Fahrenergie von Verlag und Autor.