Fahrbericht Zeekr 001 Privilege: Chinesisches Elektroauto mit 100-kWh-Batterie

Geelys Marke Zeekr strebt mit dem 001 Richtung europäischen Premium-Markt. Eine Probefahrt offenbart eine reife Leistung, doch noch keine Konkurrenzfähigkeit.​

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Zeekr 001 Privilege
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Die chinesischen Marken beschicken uns mit immer neuen Modellen, die sich meist recht passgenau am bestehenden Angebot orientieren. Der Auftritt des fast fünf Meter messenden Zeekr 001 etwa passt als Shooting Brake zu Elektroautos wie etwa dem Porsche Taycan Cross Turismo oder einem Tesla Model 3. Technisch basiert der Zeekr 001 wie auch die kleineren Modelle Lynk & Co 01, Volvo EX30 oder Smart #1 auf Geelys Sustainable Experience Architecture ("SEA"). Wir durften ein Vorserienexemplar für ein paar Fahreindrücke entführen.

Wie bei seinen anderen Marken setzt Geely auch beim Zeekr 001 auf internationale Zusammenarbeit – nicht zuletzt für die verschiedenen Märkte. Geely gehört die Hälfte von Smart, Volvo, Lynk & Co, fast zehn Prozent von Mercedes und sogar ein bisschen Aston Martin. Gerade ist noch ein Joint Venture mit Renault dazugekommen. In den Zeekr 001 integriert ist die Technik des israelischen Spezialisten für autonomes Fahren, Mobileye, mit dem Geely an einem vollautonomen Auto auf Zeekr-Basis arbeitet und Chips aus dem Hause Qualcomm für möglichst leistungsfähige Assistenz.

Zeekr 001 (11 Bilder)

Den knapp fünf Meter langen Viertürer Zeekr 001 bezeichnet der Hersteller als "Shooting Brake".

Deutsche Ingenieure haben das Auto in Göteborg auf die hiesigen Bedürfnisse abgestimmt, für Europa werden beispielsweise festere Sitzflächen eingebaut, was wir auf der Probefahrt als passend empfinden. Auch das Luftfederfahrwerk mit adaptiven Dämpfern haben sie angepasst. In dessen Sport-Einstellung, bei der der Aufbau des Wagens noch etwas direkter angebunden ist, aber immer noch komfortabel gefedert bleibt, fuhren wir am liebsten. Selbst Straßenschäden schluckt der Zeekr 001 dann noch ganz entspannt. Auf eine Wankstabilisierung konnten sie verzichten, sagen die Ingenieure.

Im Fahrmodus "Sport" geht der zweimotorige Allradler mit 400 kW und einem Drehmoment von 686 Nm brachial und erreicht nach 3,8 Sekunden aus dem Stand 100 km/h. Die schiere Leistung in Verbindung mit dem Allradantrieb macht den Wagen auf kurvigen Landstraßen trotz des stattlichen Gewichts von 2350 kg gefühlt fast leichtfüßig, trotz der indirekten und wegen der angetriebenen Vorderachse recht gefühlsarmen Lenkung. Immerhin passt sie in das eher komfortbetonte Konzept des 001.

"Eco" und "Comfort" lassen den Wagen deutlich entspannter erscheinen, allerdings bietet die Rekuperation nur drei Stufen: mild, kräftig und Einpedalfahren. Das unter bestimmten Umständen energetisch sinnvolle sogenannte Segeln ohne Antrieb und Motorbremse ist jedoch nicht vorgesehen. Per Pedal ist die Verzögerung nicht genau genug dosierbar, weil ein definierter Druckpunkt fehlt. Die Abstimmung zwischen regenerativem und Reibungsbremsen soll daher vor Verkaufsbeginn noch verfeinert werden, sagen die Entwickler.

Mit 100 kWh Energiegehalt aus NMC-Zellen von CATL kommt der allradgetriebene Zeekr 001 im Zyklus WLTP bis zu 580 Kilometer weit, die Reichweite der Long-Range-Version mit Hinterradantrieb und 200 kW wird mit 620 km angegeben. Den Verbrauch der Privilege-Version, die es nur mit vier angetriebenen Rädern gibt, beziffert der Hersteller auf 18,5 kWh/100 km an. Nach unserer Testfahrt, bei der wir nur kurz auf der Autobahn unterwegs waren, zeigte der Bordcomputer 21,5 kWh/100 km an.