Kinder- und Jugendschutz mit iPhones und iPads einrichten

Mit den Werkzeugen "Bildschirmzeit" und "Familienfreigabe" gibt Apple Eltern einen wirksamen Schutz für Kindergeräte an die Hand. Wir helfen beim Einrichten.

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, Michael Vogt

(Bild: Michael Vogt)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Holger Bleich
Inhaltsverzeichnis

Apple und Google haben die Familien als Kunden entdeckt. Mit immer neuen Techniken versuchen sie sich gegenseitig zu übertrumpfen, um Smartphones und Tablets in Kinderhänden abzusichern. Apple bietet dafür in seinem hermetischen iOS- und iPadOS-Ökosystem effektive Mechanismen für fürsorgliche Erziehungsberechtigte.

c'tkompakt
  • Mit "Bildschirmzeit" lässt sich unter iOS der Kinderschutz einrichten, den Eltern dann über die "Familienfreigabe" fernadministrieren.
  • Apples Schutzkonzept weist Schwächen auf. Beispielsweise kommen Kinder auch bei blockierter App an YouTube-Videos.
  • Der Nacktfoto-Scanner soll vor Sexting schützen, funktioniert aber nur in Apples Nachrichten-App, die Kids wenig nutzen.

Die ersten Kinder- und Jugendschutzoptionen baute Apple bereits in iOS 8 im Jahr 2014 ein – lange bevor Google begann, sich mit dem Thema zu beschäftigen. In iOS 12 (2018) krempelte der Konzern das System um, seitdem findet sich der Kern der Schutzfunktionen – die "Beschränkungen" – verwirrenderweise im Systemmenüpunkt "Bildschirmzeit". Unter diesem Stichwort will Apple iPhone-Junkies helfen, ihre Daddelei am Gerät zu reduzieren und zugleich Eltern anbieten, ihre Schützlinge vor zu viel Dreck aus dem Internet zu bewahren. Daraus folgen an einigen Stellen Usability-Problemchen.

Dieses Durcheinander verstärkt Apple, indem die mögliche Fernadministration der Bildschirmzeit über die "Familienfreigabe" läuft. Diese wiederum stellt eigentlich eine ganz andere Funktion in den Vordergrund: Damit verbindet ein "Familienorganisator" seine Apple-ID mit bis zu fünf weiteren IDs zu einer Familie, mit der er seine bei Apple erworbenen Inhalte, freigegebene Fotos und sein Zahlungsmittel teilt. Richtig konfiguriert dient die Familienfreigabe aber auch dazu, die Smartphones und Tablets der Sprösslinge aus der Ferne unter Kontrolle zu halten.

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Im neuen iOS 16 (ab iPhone 8) hat Apple die Schutzoptionen kaum erweitert, aber die Administration um einiges verbessert – etwa mit einem Assistenten, der auf möglicherweise lückenhaften Kinderschutz hinweist. Auf den Clients sollte mindestens iOS 13 laufen, sonst sind sie nicht komplett kompatibel – also etwa alle iPhones ab 6s (2015). Bei Refurbished-Anbietern sind iPhone 7 in gutem Zustand bereits für etwas mehr als 100 Euro zu haben – unserer Ansicht nach ideale Geräte für Kids unter 14. Sie schonen den Geldbeutel und die Umwelt bei ausreichender Performance.

Ist über die Familienfreigabe eine Gruppe organisiert, kann der "Organisator" seine Inhalte teilen. Seit iOS 16 hilft eine "Familiencheckliste" beim Einrichten.

Überlassen Sie ihrem Kind dauerhaft ein iOS-Gerät, benötigt es auf jeden Fall eine Apple-ID. Apple vergibt vollwertige IDs erst ab dem Alter von 16 Jahren. Ist Ihr Kind 15 oder jünger, legen Sie besser einen Kinder-Account mit korrekter Angabe des Alters an und tragen sich als Erziehungsberechtigten ein. Das geschieht über die Familienfreigabe, die Sie auf Ihrem Gerät als Menüpunkt in den eigenen iCloud-Einstellungen finden und dort erstmalig aktivieren können.

Wenn Sie dort eine "Familie" erstellen, fungieren Sie automatisch als "Organisator" und "Erziehungsberechtigter", der bis zu fünf andere Mitglieder – unter anderem auch einen weiteren "Erziehungsberechtigten" – zufügen kann. Als Organisator dürfen Sie auch Ihre bei Apple erworbenen Ressourcen wie Apps oder Abonnements teilen. Außerdem rechnet Apple künftig die Käufe aller Mitglieder über das Zahlungsmittel des Organisators ab, sofern Sie die "Kauffreigabe" aktivieren. So können Sie ihrem Kind App-Käufe über Ihre Kreditkarte ermöglichen.

In diesem Fall sollten Sie allerdings in der ID des Sprösslings "Kauferlaubnis erforderlich" aktivieren, sodass Sie etwa jeden Download aus dem App Store – auch die kostenlosen – genehmigen müssen. Ein erteiltes Placet gilt für immer, weshalb das Kind künftig die App ohne Genehmigung installieren darf, solange sie kein Geld kostet.

Die Anfragen des Kinderaccounts erscheinen unmittelbar als Mitteilungen auf den Geräten des Organisators, wo er sie bestätigen oder ablehnen kann. Sehr unpraktisch: Wischt man sie einmal beiseite, verschwinden sie im Nirwana, und das Kind schaut in die Röhre. Besser wäre etwa, die Eltern per iMessage zu benachrichtigen. Diese Option hatte Apple für iOS 16 angekündigt, bislang fehlt sie aber noch und folgt wohl erst in einem späteren Update.

Nun gilt es, die Kinderschutzfunktionen einzurichten. Dies erledigen Sie am besten direkt auf dem Gerät des Kindes unter dessen Apple ID. Wir empfehlen, sich dafür Zeit zu nehmen und den Sprössling dabei zu haben. Erläutern Sie, was Sie im Einzelnen einstellen, und warum Sie es tun. Diese Transparenz bei erzieherischen Maßnahmen dürfte nicht immer Begeisterungsstürme bei den Kids hervorrufen, aber langfristig zu mehr Verständnis führen.

Über "Bildschirmzeit" können Sie fast alle Jugendschutzoptionen des Kinder-Smartphones oder -iPads direkt auf dem Gerät administrieren. Aktivieren Sie die Funktion über das Einstellungsmenü erstmals, fordert das Betriebssystem zur Eingabe eines vierstelligen PIN-Codes auf, der künftig vor jeder Änderung eingegeben werden muss.

Dieser Code gilt nur für die Einstellungen auf diesem Gerät, nicht aber für die Fernadministration über die Familienfreigabe. Achtung: Erst ab iOS 13 ist es möglich, zusätzlich eine Apple-ID zur Wiederherstellung anzugeben – für den Fall, dass Sie den Code vergessen. Dass Apple nur einen Vier-Ziffern-Code zur Absicherung aller Einschränkungen zulässt, ist ein möglicher Schwachpunkt. Achten Sie gut darauf, dass das Kind Ihnen nie über die Schulter schaut.

Kern der Schutzfunktionen sind die "Beschränkungen". Tippen Sie darauf und aktivieren Sie sie über den Schieberegler. Unter "Käufe" unterbinden Sie die gefährlichen In-App-Käufe und legen fest, ob das Kind überhaupt Apps installieren oder löschen darf. Mit "Erlaubte Apps" können Sie die Apple-Apps einzeln blocken. Bei iOS heißt das: "Aus den Augen, aus dem Sinn" – die Apps werden komplett unsichtbar, beispielsweise die Kamera. Beim Blocken von App-Käufen verschwindet übrigens auch das App-Store-Icon vom Homescreen, was durchaus verwirren könnte.

Die Option "Inhaltsbeschränkungen" suggeriert mehr, als sie bietet. Sie bezieht sich nämlich nur auf Inhalte aus dem Apple-Ökosystem, beispielsweise auf die FSK-Freigaben für Filme und Musik aus iTunes. Auf Dienste wie Netflix oder Spotify haben sie keinen Einfluss. Dasselbe gilt für die Gaming-Beschränkungen, die sich nur auf Spiele in Apples Game Center auswirken. Der unter "Webinhalte" aktivierbare Jugendschutzfilter fürs Web greift nur in Safari. Er ergibt folglich nur Sinn, wenn Sie unterbinden, dass das Kind andere Browser wie Firefox installiert.

Gerade bei jüngeren Kindern, etwa im Grundschulalter, sollten Sie besonderes Augenmerk auf die Kategorie "Datenschutz" legen. Diese blendet Bildschirmzeit nur lokal auf dem Gerät, nicht aber via Fernwartung ein. Hier blockieren Sie beispielsweise Apples Werbe-Tracking und schalten Funktionen wie die Standort-Freigabe, Bluetooth oder das Mikrofon gezielt ab.