The Abyss, Aliens, True Lies: Erster Blick auf die 4K-Filme für Streaming/Disc

Seite 2: Aliens und True Lies

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Fast genauso frisch wie The Abyss wirkt Aliens, das drei Jahre zuvor entstand. Auch hier bringt die Restaurierung Details hervor, wie man sie aus aktuellen Digitalproduktionen kennt. Kontraste und Farben profitieren enorm. Lediglich einige Modellaufnahmen und Rückprojektionen verraten das wahre Alter. Genretypisch wäre für die Atmosphäre älterer Horrorfilme etwas mehr Schmutz durchaus von Vorteil - das ist Geschmackssache.

In der 154-minütigen Special Edition wird der mütterliche Beschützerinstinkt der Hauptfigur Ellen Ripley stärker betont. Die zusätzlichen Szenen geben dem ansonsten geradlinig erzählten, temporeichen Actionfilm etwas mehr Hintergrund. Mitte der 80er Jahre setzte sich der Film mit seiner starken weiblichen Heldin von anderen Genrevertretern mit Stallone und Schwarzenegger ab. Aliens thematisiert im Subtext den militärisch-industriellen Komplex, Feminismus, Männlichkeit, Familienwerte und Xenophobie. Er lässt sich in die eine oder andere Richtung interpretieren, was sicherlich zu seiner Popularität beigetragen hat.

Während The Abyss die aufwendigen Dreharbeiten und die physischen und technischen Herausforderungen in zusätzlichen Dokumentationen schildert, erläutern Cameron und einige seiner Kollegen die Besonderheiten von Aliens in einem eigenen Audiokommentar aus dem Jahr 2003, der allerdings ebenso wenig Details zur neuen Restaurierung enthält wie die anderen Titel.

Nach dem kommerziellen Erfolg plante James Cameron einen zweiten Teil von True Lies, der nach den Angriffen des 11. September 2001 aber ad acta gelegt wurde.

(Bild: Lightstorm Entertainment)

Die Actionkomödie True Lies ist im Vergleich deutlich schlechter gealtert. Dies liegt nicht nur an der Bildqualität. Auch sie profitiert in fast allen Szenen von neuen Details. Allerdings leiden einige Einstellungen unter einem zu verschwommenen Fokus. In einigen Szenen gehen durch die nachgeschärften Details die weichen Übergänge zwischen scharfen und unscharfen Personen verloren. Dies ist zum Beispiel bei den Besprechungen mit Charlton Heston der Fall. Allerdings sahen diese Szenen vor der Restaurierung auch nicht besser aus.

Im Gegensatz zu George Lucas, der die Spezialeffekte von Star Wars immer wieder überarbeiten ließ, lässt Cameron seine Filme intakt. Er korrigiert nicht einmal die Reitszenen, in denen man jetzt klar erkennen kann, wann Schwarzenegger und wann sein Stuntdouble im Sattel sitzen. Die Szenen mit dem Harrier-Jet im Finale wurden sowohl mit echten Flugzeugen als auch mit einem nachgebauten Modell der Maschine gedreht. Nur einzelne Startszenen, die offensichtlich erst in der Postproduktion eingefügt wurden, wirken hier unecht.

Viel mehr aus der Zeit gefallen wirken jedoch die klischeehaften Terroristenfiguren, die flachen Dialoge und das hölzerne Overacting von Schwarzenegger und Curtis. Das trägt zwar viel zum Trash-Faktor bei, den Schwarzenegger-Fans an den alten Filmen des Stars so lieben. Letztlich verharrt dieses Remake des französischen Films "Der Joker und der Jackpot" von 1991 aber in ausgelutschten, schon vor 30 Jahren überholten Rollenverteilungen.

Die drei Restaurationen zeigen, wie sehr man heute mithilfe von KI 30 bis 40 Jahre alte Filme aufpolieren kann. Allerdings ist es nur ein schmaler Grat, bis diese Schönheitsreparaturen zu viel des Guten sind. Bei Abyss und Aliens ist das durchaus gelungen, True Lies ist hart an der Grenze. Gerade Filme aus den 90er Jahren, in denen die ersten niedrigauflösenden Computereffekte eingesetzt wurden, sind heute schwer in 4K zu restaurieren. Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass Filme aus dieser Zeit wie zum Beispiel "Fight Club" oder "Strange Days" bisher noch nicht neu überarbeitet wurden.

Das deutlich reduzierte Filmkorn hilft bei Streams, die mit niedrigeren Bitraten als UHD-Blu-rays arbeiten. Allerdings geht dabei auch ein Stück der damaligen Ästhetik des echten analogen Films verloren, die heute nur noch wenige Regisseure wie Quentin Tarantino oder Christopher Nolan in ihren Großproduktionen am Leben erhalten.

Nachtrag 26.4.2024: Heute sind die UHD-Versionen in Deutschland erschienen und wir haben die Disc-Versionen von Abyss und Aliens in Augenschein genommen: The Abyss sieht wie erwartet auf UHD noch ein wenig klarer aus als der Stream und ist visuell uneingeschränkt zu empfehlen.

Anders bei Aliens: Hier bringt die UHD inkonsistente Detailschärfungen zum Vorschein, die bei manchen Kameraschwenks in wachsigen Glättungen absaufen, denen Details fehlen. Bei der geringer aufgelösten Blu-Ray Disc fallen die Unterschiede nicht so stark auf, sodass das Bild hier konsistenter wirkt. Ihr fehlt zwar die englische Dolby-Atmos-Tonspur, die Unterschiede zum DTS-5.1-Mix fallen aber marginal aus.

Noch besser gefällt uns jedoch die alte Blu-ray-Disc von 2011 mit ihrem aufwendigeren Auswahlmenü, da ihr Filmkorn authentischer wirkt und die Atmosphäre eines Action-Films aus den 80ern besser einfängt – auch wenn oder gerade weil manche Szenen nicht so klar aussehen wie bei dem neuen Remaster. Unser Bildeindruck (abgespielt auf einem DP-UB9004 und TX-65MZX1509 von Panasonic) mag auf anderem Equipment mit schlechterem Upscaling allerdings anders ausfallen. Beim digitalen Stream wirkte das Bild der alten HD-Version hingegen matschiger als das neue Remaster. (hag)