Teure Mondlandung: NASA bestellt Raketentriebwerke für 1,8 Milliarden Dollar

Die NASA setzt beim Mondlandeprogramm auf Triebwerke aus der Space-Shuttle-Ära und lässt sie für viel Geld nachbauen. Doch der Kostendruck ist spürbar.

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Teure Mondlandung: NASA bestellt Raketentriebwerke für 1,8 Milliarden Dollar

So soll das Space Launch System spätestens 2024 abheben (künstlerische Darstellung der NASA).

(Bild: NASA)

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Die NASA soll spätestens 2024 wieder Menschen zum Mond befördern, und das buchstäblich um jeden Preis: Im Rahmen der milliardenteuren Mondlandemission 'Artemis' hat die Weltraumbehörde kürzlich das US-amerikanische Unternehmen Aerojet Rocketdyne beauftragt, 18 weitere Raketentriebwerke vom Typ RS-25 für insgesamt 1,79 Milliarden US-Dollar zu bauen. Damit liegt allein der Preis eines einzelnen Triebwerks in einer Region, für die man eine komplette Rakete von einem kommerziellen Anbieter bekäme. Doch die NASA steht offenbar auch unter Druck, sich für die immensen Kosten zu rechtfertigen.

Wie die NASA in einer Mitteilung erläutert, habe man den Vertrag mit Aerojet Rocketdyne von 2015 erweitert und zu den ursprünglich 6 angeforderten RS-25-Triebwerken 18 weitere bestellt (inklusive Tests, Werkzeugen und Support). Das Raketentriebwerk RS-25 war in den 70er Jahren von der NASA für das Space-Shuttle-Programm entwickelt und damals als wiederverwendbare Komponente eingesetzt worden. Die Trägerrakete der neuen Mondmissionen (Space Launch System, SLS) ist jedoch nicht wiederverwendbar.

Das Gesamtvolumen dieses Vertrags steigt damit auf 3,5 Milliarden US-Dollar, auf jedes der insgesamt 24 Triebwerke entfallen also fast 146 Millionen US-Dollar – und pro SLS-Rakete werden vier Stück davon verbaut. Für die ersten vier SLS-Flüge kann die NASA auf vorhandene und modifizierte RS-25-Triebwerke zurückgreifen, mit den neuen 24 Triebwerken sind demnach 6 weitere Flüge möglich. Die gesamte für die Rückkehr zum Mond eingesetzte Technik könnte die NASA allein bis 2024 etwa 50 Milliarden Dollar kosten, hat erst vor Kurzem eine Prüfung ergeben; bislang hatte die Behörde 35 Milliarden Dollar angegeben.

Die NASA hatte sich frühzeitig darauf festgelegt, bei der Trägerrakete des 'Artemis'-Programms eigene Triebwerke zu verwenden und damit auf eine kommerzielle Alternative (etwa mit wiederverwendbaren Stufen wie die SpaceX Falcon Heavy) zu verzichten. Die Behörde war dafür mehrfach kritisiert worden, weil die Entscheidung auch höhere Kosten bedeutete. In der Mitteilung zum Vertrag mit Aerojet Rocketdyne heißt es, das Unternehmen setze zusammen mit der NASA einen Plan um, mit dem die Kosten der neuen Triebwerke bereits um 30 Prozent gesenkt wurden. Einige Triebwerksteile würden mit moderneren Fertigungstechniken produziert und befänden sich bereits in der Testphase.

Wie Eric Berger von Ars Technica ausrechnet, könnte man für die 146 Millionen Dollar eines einzelnen RS-25-Triebwerks zum Beispiel 6 russische RD-180-Triebwerke bekommen oder zwei Atlas-V-Raketenstarts ordern – oder man könnte auf eine Falcon Heavy von SpaceX setzen, die immerhin zwei Drittel der Traglast des SLS zu einem Zwanzigstel der Kosten biete. Die Mondlandefähre wiederum wird die NASA von einem der drei privatwirtschaftlichen Unternehmen beziehen, die es vor wenigen Tagen in die Endauswahl geschafft haben: Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos, SpaceX von Tesla-Mitgründer Elon Musk oder Dynetics. (tiw)