Erstmals beobachtet: Supernova hinterlässt Neutronenstern oder Schwarzes Loch

Wie Neutronensterne oder Schwarze Löcher entstehen, beschreiben Modelle sehr präzise. Nun wurde solch ein Vorgang aber erstmals "in Echtzeit" mitverfolgt.

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Darstellung einer Sternexplosion und eines nahen Sterns

Künstlerische Darstellung der Supernova

(Bild: ESO/L. Calçada)

Lesezeit: 3 Min.

Einer internationalen Forschungsgruppe ist es womöglich erstmals gelungen, die Entstehung eines Neutronensterns oder gar eines Schwarzen Lochs gewissermaßen live mitzuerleben. Das hat die Europäische Südsternwarte (ESO) jetzt publik gemacht und spricht von einem "Missing Link" zwischen Sternen und diesen "kompaktesten und rätselhaftesten Objekten im Universum". Möglich war der Nachweis demnach, weil der als Supernova explodierte Stern einen Begleiter zurückgelassen hat, der das Vorhandensein des übrig gebliebenen Objekts verrät. Ein direkter Nachweis des Himmelskörpers selbst ist nicht möglich, auch weil sich das Ganze in 75 Millionen Lichtjahren Entfernung ereignet hat.

Entdeckt wurde die Supernova mit der Bezeichnung SN 2022jli im Mai 2022 von dem südafrikanischen Amateurastronomen Berto Monard, schreibt die ESO jetzt. In der Galaxie NGC 157 war ein Stern am Ende seines Lebens angekommen und unter seinem eigenen Gewicht kollabiert, woraufhin es zu der gigantischen Explosion kam.

In der Astronomie gehe man davon aus, dass bei solchen Ereignissen lediglich die extrem kompakten und drastisch weiter verdichteten Kerne der Sterne übrig bleiben, aber bisher habe man diesen Prozess noch nie in Echtzeit gesehen. Bei SN 2022jli sei das man nun aber dank eines sehr eigenartigen Verhaltens möglich gewesen.

So stellen sich die Forscher und Forscherinnen die Vorgänge in dem System vor

(Bild: ESO/L. Calçada)

Wie die Forschungsgruppe erläutert, lässt sich nach einer solchen Sternenexplosion normalerweise ein sanfter, allmählicher Rückgang der Helligkeit beobachten. Merklich anders habe es aber bei SN 2022jli ausgesehen: Zwar sei das Objekt langsam dunkler geworden, aber verbunden mit einer Schwankung über 12 Tage. Zwei Forschungsteams können sich das nur so erklären, dass ein zweiter Stern in dem dortigen System die gewaltige Explosion überstanden hat und mit dem Überrest weiterhin ein Doppelsystem bildet. Die Forscher und Forscherinnen gehen davon aus, dass sich der Stern durch das ausgestoßene Material aufgebläht hat und der Neutronenstern oder das Schwarze Loch diese Sternatmosphäre immer wieder durchquert. Dabei wird Energie freigesetzt, die für die Helligkeitsschwankungen verantwortlich ist.

Vorgenommen wurden die Messungen mit mehreren Instrumenten am Boden und im Weltraum, schreibt die ESO noch. Auch wenn der Überrest des explodierten Sterns nicht direkt beobachtet werden kann, habe man damit eine direkte Verbindung zwischen dem Stern und dem übrig gebliebenen Objekt herstellen können. Spannend sei nun noch, um was für einen Himmelskörper es sich handelt und welches Schicksal dem Sternsystem droht. Bei der Beantwortung dieser und anderer Fragen könnten aber erst Teleskope der nächsten Generation helfen, allen voran das riesige "Extremely Large Telescope", das gegenwärtig in der chilenischen Wüste errichtet wird. Die Erforschung der Supernova und ihrer Folgen wird in zwei Fachartikeln in den Magazine Nature und The Astrophysical Journal Letters vorgestellt.

(mho)