"Völlig absurd": Stern wird seit über 800 Tagen von Schwarzem Loch zerrissen

Mithilfe einer KI wurde ein Himmelsobjekt entdeckt, das in vielerlei Hinsicht komplett außergewöhnlich ist. Es handelt sich um einen sterbenden Stern.

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(Bild: Elena11/Shutterstock.com)

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Ein US-Astronom hat mit KI-Unterstützung den besonders extremen Fall eines supermassiven Schwarzes Loch gefunden, das einen Stern auseinanderreißt. Der Fund sei regelrecht "absurd", meint er, denn das nur vorübergehend sichtbare Objekt ("Transient" in der Astronomie) sei nicht bloß tausendmal heller als eine Supernova, sondern dauere auch schon 800 Tage an. Gerade weil es überhaupt nicht zu bisherigen Entdeckungen passe, sei das Objekt auch so lange übersehen worden. Denn Computer, wie der hier eingesetzte, könnten eben nur solche Objekte leicht finden, die ihnen genau beschrieben wurden. Für "ZTF20abrbeie" gebe es aber gar kein Vorbild.

Erstmals beobachtet wurde das Objekt mit dem Spitznamen "Scary Barbie" bereits 2020, aber erst jetzt wurde die ungewöhnliche Natur ergründet. Entdecker Danny Milisavljevic erklärt, dass es sich um das energiereichste Phänomen handelt, das ihm je begegnet ist. Er und sein Team gehen demnach davon aus, dass es sich um eine sogenannte Spaghettisierung handelt. Dabei wird ein Objekt durch die immense Masse eines Schwarzen Lochs buchstäblich in die Länge gezogen. In diesem Fall seien daran aber ein besonders massives Schwarzes Loch und ein besonders großer Stern beteiligt, außerdem dauere es immens lange.

"Alles ist so ungewöhnlich, die Charakteristiken sind einfach erschreckend", meint Milisavljevic. Gleichzeitig würden die verfügbaren Daten nahelegen, dass der Prozess noch lange nicht zu Ende sei, das Objekt werde wohl noch Jahre so hell leuchten. Das liege aber auch an der immensen Entfernung, denn das Licht wird demnach auf dem Weg zur Erde so stark gestreckt, dass uns das Ereignis für uns doppelt so lange erscheint, wie es tatsächlich dauert. Solche Entdeckungen würden uns aufzeigen, dass es immer noch Rätsel und Wunder im All zu entdecken gebe, Dinge, die niemand zuvor gesehen hat, meint der Astronom.

Die Anomalie hat er mit einer KI-Technik entdeckt, der "Recommender Engine For Intelligent Transient Tracking" (REFITT). Die sucht in den Aufnahmen von Teleskopen aus aller Welt nach vorübergehend sichtbaren Objekten, also etwa explodierenden Sternen. Üblicherweise sind solche Objekte nur Stunden oder Tage sichtbar, eine Dauer von mehr als zwei Jahren ist extrem ungewöhnlich. Dass "ZTF20abrbeie" so lange übersehen wurde, liege gerade an diesen ungewöhnlichen Eigenschaften und der Tatsache, dass das Objekt in einer "etwas vernachlässigten Himmelsregion" aufgetaucht ist. Nun wird es weiter erforscht. Vorgestellt wird der Fund bald in den Astrophysical Journal Letters.

(mho)