Wie der Handelskrieg zwischen den USA und China Drohnenhersteller DJI trifft

Die US-Regierung erhöht den Druck auf den weltgrößten Drohnenhersteller aus Shenzhen. Doch das Unternehmen wehrt sich und kämpft um seine Märkte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 48 Kommentare lesen
DJI Spark
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Martin Kölling
Inhaltsverzeichnis

Der weltweit führende chinesische Drohnenhersteller DJI steht vor seiner bisher größten Herausforderung: Keine Geringeren als US-Politiker und das Verteidigungsministerium versuchen, das junge Unternehmen aus der südchinesischen Technologiemetropole Shenzhen vom amerikanischen Himmel zu holen.

Die Militärs setzten DJI im Oktober auf eine Liste "chinesischer Militärfirmen", wogegen das Unternehmen heftig protestierte. Zudem fügte der US-Kongress, unterstützt von Politikern beider Parteien, jüngst die Sektion 817 in den "James M. Inhofe National Defense Authorization Act" ein. Dieser verbietet dem US-Militär und seinen Auftragnehmern den Kauf chinesischer Drohnen.

DJI kontert die Angriffe. Es gebe keinen Grund, DJI auf diese Liste zu setzen, schrieb das Unternehmen damals. "DJI ist der einzige Drohnenhersteller, der die militärische Nutzung seiner Produkte klar anprangert." Außerdem erklärte das Unternehmen, es habe niemals militärische Ausrüstung entwickelt oder hergestellt und "seine Produkte niemals für militärische Zwecke in irgendeinem Land vermarktet oder verkauft".

Die Firma will sich wehren. Das wird ein interessanter Kampf. Denn DJI ist unfreiwillig zum Spielball im wachsenden Großmachtkonflikt zwischen den USA und China geworden. So hat US-Präsident Joe Biden die Maßnahmen seines Vorgängers Donald Trump gegen China nicht nur fortgeführt, sondern verschärft und in Gesetze gegossen.

Nur ist Biden in diesem Prozess noch die bremsende Kraft. Das Vorgehen gegen China ist einer der wenigen Punkte, bei dem die ansonsten tief zerstrittenen politischen Demokraten und Republikaner gemeinsam an einem Strang ziehen. Der jüngste Abschuss eines mutmaßliche Spionageballons aus China durch das US-Militär zeigt symptomatisch, wie tief der Graben zwischen den beiden Großmächten ist. Da ist es wenig überraschend, wenn in diesen Technologiekrieg auch Unternehmen mit hineingezogen werden.

Erst geriet der Telekommunikationskonzern Huawei in den Fokus, jetzt sind es die populäre Video-App TikTok und Drohnen. Stein des Anstoßes ist die Frage, ob die chinesische Regierung, also die Kommunistische Partei als faktisch oberste Machtinstanz, auf die Datenströme zugreifen kann, die die Produkte der Unternehmen erzeugen.

DJI ist in diesem Konflikt Opfer seines eigenen Erfolgs. Es ist eines jener neuen chinesischen Unternehmen, die mit innovativen Produkten, gutem Design und nicht nur mit niedrigen Preisen neue Märkte erobern.

DJI begann dabei zunächst mit Video und Fotografie. Mit Drohnen demokratisierte das Unternehmen erst die Luftaufnahmen und dominierte dann den Markt. Ein weiterer früher Erfolg waren Gimbals, mit denen Videokameras auch bei schnellen Bewegungen stabilisiert werden können, um bewegte Bilder zu ermöglichen.

Inzwischen ist das Unternehmen stark gewachsen. Seit seiner Gründung im Jahr 2006 hat sich das Unternehmen zu einem weltweit operierenden Konzern entwickelt. "Im Vergleich zu unseren Mitbewerbern haben wir das mit Abstand größte und vielfältigste Produktangebot für Hobbyfotografen, Film- und Videoprofis und Unternehmenskunden", erklärt Barbara Stelzner, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei DJI Europe.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.