Weltweites „Manhattan-Projekt“ gegen Klimawandel

Wissenschaftler fordern: Europa und die USA müssen in den nächsten Jahren ein massives Entwicklungsprogramm starten, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.

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Von
  • Steffan Heuer
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Europa und die USA müssen in den nächsten ein bis zwei Jahren ein massives Forschungs- und Entwicklungsprogramm starten, um eine drohende Klimakatastrophe zu verhindern. „Wir brauchen eine dritte Industrielle Revolution, und sie muss bald eingeleitet werden.“ Mit dieser eindringlichen Warnung traf der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, bei den Teilnehmern der Jahrestagung der AAAS in San Francisco auf offene Ohren.

Der Dachverband von mehr als 260 wissenschaftlichen Vereinigungen der USA mit rund zehn Millionen Mitgliedern befasst sich in diesem Jahr als Schwerpunkt mit weltweitem Klimawandel, Energieversorgung und nachhaltigem Wohlergehen. Ähnliche Aufrufe zu einer konzertierten Aktion äußerten der Nobelpreisträger Steven Chu von der Universität Berkeley und AAAS-Präsident John Holdren. „Wir stehen vor einem Gezeitenwechsel. In ein bis zwei Jahren werden wir ein radikal anderes Verhalten sehen“, prophezeite Chu eine bevorstehenden Trendwende in der US-Umweltpolitik.

„Die Debatte ist vorbei, wir sind vom globalen Treibhauseffekt umgeben. Selbst in diesem Land ändert sich die öffentliche Wahrnehmung“, berichtete Schellnhuber von seinen Gesprächen mit Kongressmitgliedern in Washington. Nur noch eine Minderheit des politischen Establishments bestreite den Ernst der Lage, so der deutsche Akademiker. Namen der Politiker, mit denen er sich vor der Tagung getroffen hatte, wollte er indes keine nennen.

Schellnhuber fordert ein Mammutprogramm, ähnlich dem Manhattan-Projekt, mit dem die USA 1942 bis 1945 in Rekordzeit die Atombombe entwickelten. Um den friedlichen Charakter der internationalen Forschungsanstrengungen im 21. Jahrhundert zu betonen, schlug er vor, das Programm nach der toskanischen Stadt San Gimignano zu benennen.