Notruf 112: Android kann im Notfall mehr Daten an Leitstelle senden ​

Google erweitert den Datensatz, der bei 112-Notrufen automatisch an die Rettungsleitstelle übertragen werden kann. Das Ziel ist eine effektivere Rettung. ​

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(Bild: heise online)

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Von
  • Imke Stock
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Bei einem Anruf oder einer SMS an die Notrufnummer 112 können Smartphones automatisch ihren Standort an die Rettungsleitstelle senden. Diese Notfall-Standort-Ortung nutzt den Advanced Mobile Location (AML) Standard, den sowohl Android als auch Apple in ihre Smartphones integriert haben. Google setzt diesen Standard mit dem Android Emergency Location Services (ELS) um und hat ELS nun für die Übertragung weiterer Daten erweitert. Neben dem Standort können weitere für die Rettung nützliche Daten übertragen werden.

Innerhalb des Jahres 2023 haben in Deutschland auch die noch verbliebenen Leitstellen einen Zugang zu AML beantragt. Damit sind jetzt alle der rund 230 Rettungsleitstellen in der Lage, Daten beim AML-Endpunkt abzurufen, der bei der Integrierten Leitstelle Freiburg (ILS Freiburg) betrieben wird. In Spitzenzeiten gehen an 'normalen' Tagen knapp 10.000 Standortdaten pro Stunde per SMS und HTTPS am Endpunkt ein. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass pro Notruf mehrere Standortdaten übermittelt werden können. An Tagen mit außergewöhnlichen Einsatzlagen, wie zum Beispiel großflächigen Unwettern in Deutschland, kann dies schnell auf das Doppelte ansteigen. An Silvester führt das hohe Notrufaufkommen vor allem in den ersten beiden Stunden des neuen Jahres regelmäßig zu einer Verdreifachung der eingehenden Standortdaten.

Mithilfe von zusätzlichen Informationen sollen Android-Nutzer eine effektivere Hilfe durch Rettungskräfte bekommen, egal wo und wann sie in einem Notfall Hilfe benötigen. Neben der eingestellten Systemsprache des Geräts können mit Zustimmung des Nutzers auch medizinische Daten wie Informationen zu Allergien und Medikamente und Notfallkontakte an die Rettung gesendet werden.

Zusatzdaten für den Notruf (4 Bilder)

Persönliche Sicherheit in den Einstellungen unter Android (Bild: Google )

Grundsätzlich sei ELS und die Datei-Erweiterung AEI in der Standardeinstellung eingeschaltet und werde von den meisten aktuellen Android Smartphones unterstützt. Die Übertragung der zusätzlichen AML-Informationen, die ELS nun ermöglicht, erfolgt an die Rettung per ELS HTTPS-Nachricht. Apples iPhones können AML nur mit den Standard-Daten ohne weitere Zusatzinformationen per SMS übermitteln, wie aus einer Information der European Emergency Number Association (EENA) hervorgeht.

In Deutschland werden die Daten an den zentralen AML-Endpunkt bei der ILS Freiburg geschickt und dort von der für den Notfall zuständigen Rettungsleitstelle abgerufen. In der ILS Freiburg laufen aktuell die Anpassungen für die ELS-Datenerweiterung. Henning Schmidtpott, der sich als Administrator der ILS Freiburg und Initiator von AML in Deutschland um den Endpunkt kümmert, betont: "Grundsätzlich sind wir immer bemüht, unseren Endpunkt an die ständig fortschreitenden Entwicklungen anzupassen, sofern diese den Notrufenden und den Leitstellen helfen können."

Zu Beginn des neuen Jahres sollen erste Tests durchgeführt werden. Wenn diese Tests erfolgreich sind, könnten die zusätzlichen ELS-Daten noch im ersten Quartal 2024 am AML-Endpunkt zur Verfügung stehen. Nachdem der Endpunkt angepasst wurde, müssen die Hersteller der Leitstellentechnik die zusätzlichen Daten noch in ihre Software integrieren. Dies kann nach den Erfahrungen von Schmidtpott je nach Hersteller ein paar Monate dauern. Sollte die Technik in dem Leitstellensystem noch nicht integriert oder einsatzbereit sein, kann jede Rettungsleitstelle alternativ die Daten über eine von der ILS Freiburg zur Verfügung gestellte Webanwendung abrufen.