Im c't-Labor: Testverfahren und Messgeräte tüfteln wir auch selbst aus

Jährlich durchlaufen über tausend Produkte unsere Testparcours. Am Beispiel eines Komplett-PCs zeigen wir, wie wir vorgehen und welche Messtechnik wir nutzen.

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Inhaltsverzeichnis
c't kompakt

  • Ohne technische Assistenten und umfangreiches Messequipment wären c’t-Tests nicht möglich.
  • Bei einem Desktop-PC erfassen wir bis zu tausend Messwerte und Parameter.
  • Reproduzierbare WLAN-Messungen funktionieren nur im Keller, abgeschirmt durch dicke Stahlbetonwände.

Ein Kollege brachte es einmal gut auf den Punkt: "Wenn die Leser wüssten, welcher Aufwand hinter einer einzigen Zahl in unserer Testtabelle steckt." Bis am Ende ein fertiger Testartikel im gedruckten Heft erscheint, steht nicht nur für den Autor oder die Autorin eine Menge Arbeit an. Denn die meisten Hardware-Tests führen wir nicht allein durch, sondern sie entstehen in Teamarbeit mit den technischen Assistenten.

Sie nehmen uns für jede c’t-Ausgabe eine Vielzahl an Messungen ab. Das entlastet nicht nur die Redaktion, damit sich diese auf Recherche und das Artikelschreiben konzentrieren kann. Es hat auch den Vorteil, dass diese Spezialisten mit teils jahrzehntelanger Erfahrung auch bei knappen Produktionsterminen und zickigen Testgeräten verlässliche Ergebnisse liefern.

Prozessoren kann man nie genug haben: Für Vergleichsbenchmarks, Bauvorschläge und Komponententests halten wir mehrere Generationen an AMD- und Intel-CPUs vor.

Das erklärt, warum wir von wenigen Ausnahmen abgesehen im eigenen Haus messen und dafür Personal und umfangreiches Messequipment bereithalten. Gibt es Probleme oder Unklarheiten, kann man das fix im persönlichen Gespräch klären und gegebenenfalls nachtesten. Außerdem sparen die kurzen Wege viel Zeit.

Für unsere Tests messen wir zahlreiche objektive Kriterien wie Leistungsaufnahme, Betriebsgeräusch, Schnittstellengeschwindigkeiten, Audio- und Displayqualität und selbstverständlich die Performance in verschiedenen Szenarien. Daneben geben wir aber auch unsere subjektive Einschätzung wieder. Dadurch können Sie Fehlkäufe zu vermeiden und finden leichter das passende Produkt für Ihren individuellen Einsatzzweck. Weil die Anforderungen so unterschiedlich sind, verzichten wir seit Anbeginn auf Gesamtnoten.

Am Beispiel eines Komplett-PCs zeigen wir unser Testprozedere. Das grundsätzliche Vorgehen unterscheidet sich dabei kaum von anderen Gerätekategorien. Die Redakteure arbeiten jedoch selbstverantwortlich und legen den Fokus auf unterschiedliche Aspekte, um beispielsweise auf Besonderheiten des jeweiligen Produkts näher einzugehen.

In der Schallmesskabine müssen auch die Bauvorschläge des optimalen PC beweisen, wie leise sie sind. Vier Mikrofone belauschen den Rechner dabei rundherum.

Die meisten Tests verlangen Vorarbeit, denn nur wenige Geräte kommen plötzlich und automatisch in der Redaktion an. Manchmal geht es um brandneue Produkte, manchmal um eine abgestimmte und repräsentative Auswahl ähnlicher Geräte, dann wieder um Tipps von Lesern oder Kollegen. Jedenfalls müssen Testgeräte ausgewählt, bestellt oder als Testmuster angefragt werden.

Nachdem der Rechner bei uns in der Redaktion angekommen ist, erfasst ihn die Büroassistenz in unserer Produktionsdatenbank und verpasst ihm eine eindeutige Testgerätenummer. Der zuständige Redakteur erhält eine automatische Mailbenachrichtigung, dass die heiß ersehnte Hardware im Zentralbüro abholbereit steht. Zudem lassen sich Messergebnisse und Produktfotos anhand der Nummer besser zuordnen als mit oft sperrigen Produktbezeichnungen.

Die technischen Daten, Messwerte, Voreinstellungen und den Lieferumfang halten wir in großen Messtabellen fest. Im Hardware-Ressort verwenden wir für Prozessoren, Mainboards und Komplett-PCs sowie unsere Bauvorschläge eine über 20 Jahre organisch gewachsene Vorlage, die wir regelmäßig aktualisieren, überarbeiten und entschlacken. So interessiert heute niemanden mehr die Zahl der Floppy-Anschlüsse und der Durchsatz von FireWire, dafür kommen immer schnellere USB-Dialekte hinzu.

Die Tabelle liegt auf einem lokalen Server. Dank der Dateifreigabe von LibreOffice können mehrere Redakteure und Assistenten sie gleichzeitig ausfüllen. Wir beginnen bei jedem Test mit einer Blankovorlage, weil wir sonst schnell den Überblick verlieren würden. Denn pro getestetem PC erfassen wir ungefähr 1000 Messwerte und Eigenschaften. Dazu gehören BIOS-Voreinstellungen, Versionsnummern, verwendete Hardware und Abläufe, die wir dokumentieren. Die Tabelle dient für uns somit auch als To-do-Liste, deren Punkte wir nacheinander abarbeiten.

Auf dem Server liegen die Tabellen archiviert nach Jahr und Ausgabe. Im vergangenen Jahr hatten wir beispielsweise an einem Artikel über die Aufrüstung des c’t-Bauvorschlags für den "Optimalen PC" von 2017 gearbeitet. Innerhalb weniger Minuten konnten wir anhand der damaligen Tabelle nicht nur exakt die verwendeten Komponenten heraussuchen, sondern mittels BIOS-Einstellungen und Messwerten auch nachprüfen, ob alles noch fehlerfrei funktioniert.