Games: Kann KI das Spiele-Erlebnis verbessern?

Seit Jahrzehnten wird die KI in Games kaum besser. Erste Versuche mit Agenten, die von Sprachmodellen gesteuert werden, wecken Hoffnungen auf klügere Spiele.

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In Shootern wie The Last of us hängt der Spielspaß wesentlich davon ab, dass die Gegner keine übermächtigen KIs sind. Agieren sie zu intelligent oder entziehen sich den Angriffen vielleicht sogar, kippt die Balance., Sony

In Shootern wie The Last of us hängt der Spielspaß wesentlich davon ab, dass die Gegner keine übermächtigen KIs sind. Agieren sie zu intelligent oder entziehen sich den Angriffen vielleicht sogar, kippt die Balance.

(Bild: Sony)

Stand:
Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Matthias Kreienbrink
Inhaltsverzeichnis

Fortschritt in Videospielen, das war bisher vor allem bessere Grafik. Künstliche Intelligenz: Fehlanzeige. Spätestens als die 3D-Technologie die Videospiele eroberte, war jedoch der Wunsch bei Gamern da, die Figuren mögen sich realistisch durch diese Welten bewegen: Gegner in einem Shooter, die in Deckung gehen, wenn man auf sie zielt, und die vom Verhalten der Spielenden lernen und taktisch agieren. Doch in den letzten gut 20 Jahren entwickelten sich vor allem die Welten weiter. Durch gigantische Grafiksprünge lassen sich virtuelle Umgebungen in Videospielen teils kaum noch von der Realität unterscheiden.

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Landstriche werden mit modernster Vermessungstechnologie originalgetreu nachgebaut. Die Skyboxes, also der Himmel samt Wolken, werden mit feinen Partikeln und voluminösen Schwaden dargestellt. In offenen Spielwelten können Gamer Stunden damit verbringen, die weitläufigen Biotope zu erkunden. Aber die Figuren in den Spielen, die sind immer noch ziemlich genauso hölzern wie vor 20 Jahren. Wird sich das nun endlich ändern? Denn generative KI, die im Spiel lernt, und Sprachmodelle, die mit den Spielenden individuell kommunizieren, sind mit ChatGPT und ähnlichen Modellen in der Gegenwart angekommen.


Dieser Artikel erschien erstmals in Ausgabe 5/2023 von MIT Technology Review. Anlässlich der aktuell stattfindenden Gamescom veröffentlichen wir diesen Text kostenfrei lesbar. Weitere News zur Gamescom:


Wer derzeit noch von KI in Videospielen spricht, meint die Steuerung der Bewegungs- und Reaktionsmuster von nicht-spielbaren Charakteren (NPCs) – wie sich ein Gegner zu den Spielenden verhält. Ob er intelligent und unvorhersehbar vorgeht, die Gamer hinterrücks überrascht. Aber auch andere Nebencharaktere sind vermeintlich KI-gesteuert. Sie gehen ihrem Leben in einer Stadt nach, sollen sich dort möglichst realistisch bewegen und in Dialogen mit den Spielern kommunizieren. Je komplexer sich Figuren in Videospielen verhalten, desto besser die KI – so zumindest die Vorstellung.

Das ist jedoch ein Missverständnis, denn häufig steckt gar keine generative KI dahinter, wenn wir über Künstliche Intelligenz in Videospielen reden. Stattdessen wird in den meisten Spielen Pathfinding eingesetzt. Das sind vorgeschriebene Pfade, auf denen sich NPCs durch ein Spiel bewegen. Diese werden von den Entwicklern und Entwicklerinnen festgelegt. Die Spielenden erleben das zwar als Künstliche Intelligenz, es ist jedoch keine im Sinn von maschinellem Lernen oder gar generativer KI.

Zu den Pfaden gibt es verschiedene Abzweigungen. Das kann man sich so vorstellen: Ein NPC bewacht ein Tor und läuft stets vor diesem von Punkt A zu Punkt B. Wenn die Spielenden sich dem NPC nun in den Weg stellen, hat er eine bestimmte Anzahl an Optionen, wie er darauf reagiert. Greift er an? Flieht er? Versteckt er sich? Diese Möglichkeiten können etwa davon abhängen, wie stark der Charakter des Gamers ist oder welche Waffe er trägt.

Es sind aber immer vorprogrammierte Verhaltensweisen, keine von einer KI getroffenen Entscheidungen. Die Verästelungen beim Pathfinding können sehr groß sein – und dadurch sehr realistisch wirken. Doch je mehr Möglichkeiten es gibt, desto mehr Arbeit steckt in diesem Prozess. Ist dieses Pathfinding unterkomplex, erleben die Spielenden die computergesteuerten Charaktere als einfältig.