"Suicide Squad – Kill the Justice League": Superkiller mit Ladehemmung​

Action ohne Abwechslung. "Suicide Squad: Kill the Justice League" von Rocksteady sieht toll aus, bleibt aber spielerisch enttäuschend.​

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In "Suicide Squad – Kill the Justice League" schlüpfen Spieler in die Haut der Bösewichte.

(Bild: Rocksteady)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Es hätte die Erfolgsstory des Jahres sein können. Rocksteady, bekannt für die herausragenden "Batman: Arkham"-Spiele, kehrt mit "Suicide Squad" zurück ins DC-Comic-Universum. Doch von Anfang an ging schief, was schiefgehen konnte: mehrere Verschiebungen, Leaks über die Inhalte, firmeninterne Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung. Am Ende ging der Early-Access für Pre-Order-Käufer noch in die Hose. Das Spiel selbst passt da gut ins Bild.

Metropolis liegt in Trümmern. Aliens haben die Stadt angegriffen und die Justice League mit Superman und Batman unter ihre Kontrolle gebracht. Agentin Amanda Waller fasst deshalb einen wagemutigen Entschluss und aktiviert die Task Force X aka "Suicide Squad". Die Superbösewichte Harley Quinn, Deadshot, Captain Boomerang und King Shark sollen das Chaos wieder in Ordnung bringen. Wie schon in den mehr oder weniger erfolgreichen Filmen entpuppen sich die angeblich skrupellosen Bösewichte als Menschfreunde, die ihre Leben riskieren, um die Menschheit zu retten.

"Suicide Squad – Kill the Justice League" angespielt (5 Bilder)

Viel Rauch um Nichts: Trotz spektakulärer Inszenierung enttäuscht "Suicide Squad" mit langweiligem Missionsdesign. (Bild: heise online)

Wie schon bei den "Batman"-Spielen inszeniert das englische Entwicklungsstudio Rocksteady ein perfektes DC-Comic-Szenario, bei dem die Herzen der Fans höherschlagen. Aufwändig animiert und auch in Deutsch perfekt vertont, geht es durch ein zerstörtes Metropolis, bei dem die Anti-Helden auf alte Bekannte wie Lex Luthor oder Poison Ivy treffen, bevor sie sich mit Superman & Co duellieren.

"Suicide Squad" ist ein Shooter mit Onlinezwang, in dem die Spieler sich allein mit Bots oder mit drei weiteren Spielern durch Metropolis ballern. Sie rennen, gleiten oder springen von einem Dach zum nächsten und stellen sich den bösen Aliens. Die Action erinnert an einen Mix aus den jüngsten beiden "Doom"-Spielen und "Bulletstorm". Rasend schnell müssen die Spieler sich bewegen und durch gelungene Angriffe ihre Kombos steigern. Das Trefferfeedback ist klasse und die vier "Helden" spielen sich unterschiedlich.

Später können die Spieler die Feinde auch mit Effekten belegen: Eis friert sie kurzzeitig ein oder Gift und Feuer sorgen für andauernden Schaden. Wie gewohnt steigen die Spieler in Erfahrungsstufen auf und verbessern ihre Kampfkraft. Im Verlauf des Spiels können sich die Spieler bei Superbösewichten wie dem Pinguin oder Poison Ivy neue Waffen und Schilder kaufen und ihr bestehendes Arsenal verbessern. Das zunehmend komplexer werdende Zusammenspiel von Buffs, Effekten und Kombos entscheidet über Sieg oder Niederlage.

All das ist eine gute Basis für einen spannenden und herausfordernden Shooter. Rocksteady scheitert aber am Missionsdesign. Egal, ob wir einen Truck eskortieren, Poison Ivys Pflanzen beschützen müssen oder Menschen retten sollen – alles spielt sich gleich: Die Spieler hüpfen von einem Dach zum nächsten und ballern die Feinde weg. Etwas Abwechslung kommt nur durch bestimmte Vorgaben auf. Einmal sind die Aliens nur durch kritische Treffer verwundbar oder sie müssen mit Effekten belegt werden.

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Alles wiederholt sich, es gibt kaum Abwechslung. Das wirkt oft so, als würden wir immer nur eine, lange Mission spielen. Manche Kämpfe dauern weniger als ein paar Sekunden. Erst wenn es in den Bosskämpfen gegen die Justice League geht, zeigt Rocksteady, dass es anders geht. Superman lässt Eiskristalle explodieren und der rasende Flash muss im richtigen Moment gekontert werden, während er einen Sturm entfesselt. Bei Green Lantern müssen wir erst seine heraufbeschworenen Waffen zerstören, um ihn angreifbar zu machen. Das ist spannend, herausfordernd und spektakulär zugleich. Nur gibt es davon zu wenig.

Ein Grund dafür ist das Geschäftskonzept. "Suicide Squad" ist als "Games as a Service"-Spiel geplant. Die Fans sollen nicht nur die Story durchspielen, sondern dieselbe Mission immer wieder spielen, um an bessere Ausrüstung zu kommen oder ihren "Meisterrang" zu steigern. Abwechslung findet nur durch steigende Schwierigkeitsgrade und bessere Ausbeute statt. Regelmäßige, kostenpflichtige Updates halten die Spieler im Idealfall über Jahre hinweg bei Laune. Das eigentliche Spiel rückt bei diesem Geschäftskonzept oft in den Hintergrund.

Für ein Spiel, das jahrelang die Fans bannen soll, bietet "Suicide Squad" bisher viel zu wenig Abwechslung. Das einfallslose Missionsdesign erinnert an Biowares "Anthem"-Desaster, das nach einigem Chaos schnell unterging. Rocksteady steht jetzt am Scheideweg: inhaltliche Updates schnell nachliefern oder ein ähnliches Schicksal wie die Genre-Konkurrenten "Anthem", "Marvels Avengers" oder zuletzt "Redfall" erleiden.

Bei dem für das Genre so wichtigen Thema Mikrotransaktionen gibt sich Rocksteady zurückhaltend: Bisher können im Ingame-Store nur kosmetische Dinge mit Echtgeld gekauft werden. Laut Entwicklungsstudio soll das auch so bleiben. Für die Zukunft haben Rocksteady und Publisher Warner die Genre-üblichen Seasons und einen kostenpflichtigen Battle Pass angekündigt. Dann dürfen sich die Fans auf Superbösewichte wie den Joker freuen. Ebenso soll ein Offline-Modus erscheinen. Wann es damit losgeht, ist noch offen.

"Suicide Squad" von Rocksteady ist ein unausgegorener Versuch, das DC-Superhelden-Universum in ein "Games as a Service"-Geschäftskonzept zu pressen. Die visuelle Inszenierung kann ein wenig vom abwechslungsarmen Spielverlauf ablenken. Zumindest anfangs macht es auch Spaß, die Fähigkeiten der einzelnen Anti-Helden auszuprobieren und mit riskanten Manövern die Angriffskombo zu steigern.

Die Begeisterung der ersten Stunden vergeht aber schnell. Zu einfallslos und austauschbar sind die Missionen. Wo in Spielen wie "Spider-Man 2" es immer wieder spektakuläre Wow-Momente gibt, weichen diese in "Suicide Squad" ermüdenden Déjà-vu-Erlebnissen. Für ein solch ambitioniertes Spiel ist das einfach zu wenig, um Fans länger zu binden.

"Suicide Squad: Kill the Justice League" ist für Windows, PS5 und Xbox Series erschienen und erfordert eine Internetverbindung. Es kostet ca. 70 Euro. USK ab 16. Für unseren Text haben wir das Spiel auf der PS5 durchgespielt.

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(dahe)