c't 22/2023
S. 122
Wissen
Brain-Computer-Interface
Bild: KI Midjourney | Collage c't

Gedankensteuerung

Hirnströme können Prothesen bewegen und Texte diktieren

Über Elektrodennetze unter dem Schädelknochen erfassen Forscher die Hirnaktivität und ermitteln, was Testpersonen sagen wollen. Inzwischen funktioniert das sogar in Echtzeit. Mit nichtinvasiven Sensoren am Kopf können Patienten bereits Exoskelette und Prothesen steuern, doch da könnte noch mehr gehen.

Von Arne Grävemeyer

Mit implantierten Gehirn-Computer-Schnittstellen (Brain-Computer-Interface, BCI) haben Forscher spektakuläre Erfolge erzielt: Unabhängig voneinander lasen zwei Teams aus den Hirnströmen von gelähmten, sprechunfähigen Patientinnen das aus, was diese sagen wollten. Dabei erreichten sie Erkennungsraten von über 60 und sogar über 70 Wörtern pro Minute – ein gesunder Mensch kann etwa 150 Wörter in einer Minute sprechen.

Die eingesetzte Technik erforderte allerdings invasive Eingriffe unter dem geöffneten Schädelknochen. Dabei platzierten Chirurgen Elektrodenfelder direkt im Gehirn, und zwar in jenen Windungen, die bei Bewegungen der Gesichts- und Mundmuskulatur besonders aktiv sind. Dort erfassten die Elektroden wie bei einem herkömmlichen EEG (Elektroenzephalografie) die Verteilung der Hirnströme, nur eben direkt im Organ und dadurch sehr genau.

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