In den 60er-Jahren, als ich noch ein kleiner Junge war, fuhr mein Vater mit mir in seinem Opel Kadett nachts gern auf die Ruhrhöhen im Essener Süden. Dort schauten wir nach Westen, wo die Duisburger Stahlwerke lagen. In kurzen, unregelmäßigen Abständen leuchtete der Himmel dort tiefrot, weil die Hochöfen einen Abstich machten oder die Stahlkonverter angeblasen wurden – das Ruhrgebiet lebte. Aus der Ferne war das ein romantischer, aufregender Anblick, vor Ort aber Lärm, Dreck, dicke Luft und harte Maloche.
Das Revier im Jahr 2023 hat mit dem Kohlenpott von vor 30 oder 40 Jahren nicht mehr viel gemein. Heute leuchtet das Ruhrgebiet nur noch in energiesparenden LEDs, bunt und lebendig. Lärm kommt höchstens von Großveranstaltungen und Feiernden.
Die Flüsse fließen sauber durch die Ruhrwiesen und Emscherauen. Der Himmel über der Ruhr ist längst wieder blau. Grün dominiert die Landschaft. Zechen wurden zu bunten Gärten, Kokereien zu Eisbahnen und Hüttenwerke zu Klettersteigen. Heute stehen die alten Industriestandorte für Freizeit, Kultur, Sport, Wohnen und Leben. Nur tief im Westen, bei Thyssenkrupp in Duisburg, wird noch Stahl gekocht. Doch auch Europas größter Stahlstandort soll grüner und die Hochöfen der Zukunft sollen mit sauberem Wasserstoff befeuert werden.
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