Wissenschaftler: Internet wird andere Medien nicht verdrängen

Trotz steigender Beliebtheit des Internet werden die klassischen Medien nach Ansicht von Wissenschaftlern ihre Bedeutung nicht verlieren.

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  • dpa

Trotz steigender Beliebtheit des Internet werden die klassischen Medien nach Ansicht von Wissenschaftlern ihre Bedeutung nicht verlieren. Der Zuschauer wünsche sich beides, Fernsehen und Internet, aber auch Zeitungen und Bücher, sagte die Publizistin Barbara Sichtermann bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, die am Freitag in Münster zu Ende ging. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement unterstrich die Bedeutung des Internet in einem globalen Wirtschaftsgefüge zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Unternehmen.

In Münster waren 250 Experten aus der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft zusammengekommen, um über aktuelle Entwicklungen in der Medienbranche zu beraten. Dabei ging es unter anderem um die Abbildung von Wirklichkeit in den Medien. Die bisherige Münsteraner Professorin und heutige Sprecherin der nordrhein-westfälischen Landesregierung, Miriam Meckel, wies Befürchtungen zurück, wonach die Bevölkerung wegen der Fernseh-Berichterstattung ihren Wirklichkeitsbezug verlieren könnte. Die Menschen seien sehr wohl in der Lage, zwischen Fakten und Fiktionen zu unterscheiden, sagte sie.

Der Duisburger Sozialwissenschaftler Jörg-Uwe Nieland kritisierte, die Politik wandle sich mit Hilfe der Medien mehr und mehr zum "Politainment". Es werde unter den Bedingungen der Telepolitik regiert, sagte er. Wo Politiker in Filmen mitspielten, in Talk-Shows oder Reality-Soaps aufträten, drohten die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen, sagte er.

Nach Aussage von Ministerpräsident Clement birgt die zunehmende Nutzung des Internet die Gefahr, dass "Dumme dümmer und Kluge klüger werden". Er sehe jedoch nicht das Risiko einer neuen Elitenbildung. Seit der Erfindung des Automobils habe es keine technische Neuerung gegeben, die sich so schnell wie das Internet in der Bevölkerung ausgebreitet habe, sagte der Regierungschef bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Internet und Globalisierung". Das weltweite Netz biete eine große Chance, den international steigenden Anforderungen an die Bildung Rechnung zu tragen.

Die DGPuK wurde 1963 gegründet. Sie zählt heute über 600 Mitglieder aus dem Hochschul- und Medienbereich. Ihr Ziel ist die Förderung der Kommunikationswissenschaft. Bei der Jahrestagung wurde unter anderem auch die Vergangenheitsbewältigung der Kommunikationswissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Der Dortmunder Journalistik-Professor Horst Pöttker hatte im Vorfeld unter anderem die Leiterin des Allensbach-Instituts für Demoskopie, Elisabeth Noelle-Neumann, wegen ihrer Rolle im nationalsozialistischen Regime angegriffen. (dpa)/ (cp)