Von ChatGPT generierter Aktienfonds hängt etablierte Konkurrenz deutlich ab

Wer ChatGPT eine Frage stellt, bekommt fast immer eine Antwort. Ein so zusammengestellter Aktienfonds hat jetzt über zwei Monate die Konkurrenz weit abgehängt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 241 Kommentare lesen

(Bild: Zakharchuk/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine von dem KI-Chatbot ChatGPT generierte Sammlung von Aktien hat innerhalb von acht Wochen deutlich mehr an Wert gewonnen, als die 10 populärsten Fonds in Großbritannien. Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf das Finanzvergleichsportal Finder.com, das den Versuch durchgeführt hat. Das hat demnach ChatGPT aufgefordert, einen Fonds aus über 30 Aktien zusammenzustellen. Mitgegeben wurden dem Chatbot eine Reihe von Investmentprinzipien der wichtigsten Fonds-Anbieter. Es werde nicht mehr lange dauern, bis viele Konsumenten die Technik um Finanzhilfe bitten werden, meint man bei Finder.com und rät gleichzeitig davon ab.

Wie genau der Fonds sich zusammengesetzt hat, geht aus dem Bericht genauso wenig hervor, wie der beste Wert, der von den etablierten Fonds erreicht wurde. Es heißt lediglich, dass das ChatGPT-Portfolio um 4,9 Prozent im Wert gestiegen ist, die zehn dem gegenüber gestellten Fonds im Durchschnitt um 0,8 Prozent. ChatGPT muss also nicht den Höchstwert erreicht haben. Unter den etablierten Fonds waren demnach welche von Vanguard, Fidelity und HSBC, es habe sich um die zehn beliebtesten auf der Plattform Interactive Investor gehandelt.

Es sei jetzt die große Frage, wie schlecht die Idee sei, ChatGPT für Tipps zu Investmententscheidungen zurate zu ziehen, meint John Ostler, der Chef von Finder.com. Zwar würden die Fonds-Anbieter längst auf KI setzen, aber es klinge nach keiner guten Idee, wenn die Öffentlichkeit sich einer KI-Technik anvertraut, bei der immer wieder auf die Unzulänglichkeiten hingewiesen werde. Andererseits würden viele sonst auf TikTok-Stars oder Influencer hören. Ideal wäre es natürlich, keine von beiden Quellen zu benutzen, aber immerhin beruhe KI-Technik auf Millionen von Daten aus dem Internet.

Laut einer Umfrage von Finder.com würden 19 Prozent aller Erwachsenen in Großbritannien es erwägen, "finanziellen Rat" von einer KI einzuholen. Acht Prozent hätten das sogar bereits getan. Insgesamt könnte die Technik die Finanzindustrie revolutionieren, aber noch sei es zu früh, ihr in Bezug auf das eigene Geld zu trauen, meint Ostler und ergänzt: "Wie dem auch sei, Fondsmanager könnten schon einmal anfangen, nervös über ihre Schultern zu schauen". Erst vor wenigen Tagen haben zwei US-Forscherinnen ermittelt, dass ChatGPT besser darin abschneidet, die Nuancen in Ankündigen der US-Zentralbank ("Fedspeak") zu entschlüsseln, als bisher genutzte Methoden.

Siehe auch:

(mho)