US-Labels ziehen Klage gegen AllofMP3 zurück

Die US-Musikindustrie lässt ihre in New York anhängige Klage gegen den inzwischen geschlossenen russischen MP3-Shop fallen und freut sich, dass der umstrittene Anbieter inzwischen vom Netz ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 160 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die US-Musikindustrie zieht ihre Klage gegen den umstrittenen und mittlerweile geschlossenen russischen Online-Musikladen AllofMP3 zurück. Entsprechende Unterlagen seien in der vergangenen Woche beim Bundesgericht in New York eingegangen, berichtet der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg. "Die Website ist inzwischen tot und aus dem Geschäft", erklärte ein Sprecher des US-Verbandes der Musikindustrie (RIAA). "Das ist das Ergebnis einer erfolgreichen Initiative gegen Piraterie". Weitere Einzelheiten zu den Hintergründen nannte der Bericht nicht.

Die Major-Labels EMI, Sony BMG, Universal und Warner Music hatten den russischen Anbieter im Dezember 2006 verklagt. AllofMP3 zahle keine Lizenzabgaben an die Rechteinhaber und sei ein "berüchtigter Schwarzmarkt", hieß es laut Bericht in der Klageschrift. Auf rund 30 Millionen US-Dollar schätzten die Kläger die jährlichen Einnahmen des russischen Anbieters. AllofMP3 hatte geltend gemacht, Abgaben an die russische Verwertungsgesellschaft ROMS abzuführen.

AllofMP3 war nicht nur der US-Industrie ein Dorn im Auge und galt als Stolperstein für die Bemühungen Russlands um eine Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO. Im vergangenen Sommer wurde der Onlineshop geschlossen und ist trotz Ankündigung bisher noch nicht wieder eröffnet worden. Zuvor war Denis Kvasov, der Chef des Betreibers Mediaservices, von einem Moskauer Gericht von den Vorwürfen der Musikindustrie freigesprochen worden.

Die Einstellung des US-Verfahrens versuchen nun beide Seiten für sich zu verbuchen. "Vielleicht ein seltener Triumph des gesunden Menschenverstands", mutmaßte der amerikanische AllofMP3-Anwalt laut Bloomberg. Auf Seiten der Musikindustrie dürfte dieser Sieg, wenn es denn einer ist, kaum genossen werden. Kaum war AllofMP3 dicht, standen schon Nachfolger bereit, die Lücke zu füllen.

Zu den Hintergründen der AllofMP3-Schließung und zum umstrittenen russischen Musik-Download-Markt siehe auch den Artikel in c't 16/2007:

Zu den Auseinandersetzungen um AllofMP3, MP3Sparks und Alltunes siehe auch:

(vbr)