Schwacher Markt: Rückzieher bei Neuemissionen

Das gegenwärtige ungünstige Marktumfeld veranlasst Unternehmen, ihren geplanten Börsengang am Neuen Markt zu verschieben.

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Von
  • Adolf Ebeling

Die Zeiten, in denen Neuemissionen an der deutschen Wachstumsbörse, dem Neuen Markt, Zeichnungsgewinne von mehreren hundert Prozent versprachen, dürften – zumindest vorläufig – vorbei sein. Das Vorbild aller Technologie-Börsen, die US-amerikanische Nasdaq, schwächelt seit geraumer Zeit und sackte gestern mit 3.163,97 Indexpunkten gar auf Jahrestiefstand ab. Zwar ist der Nemax-All-Share-Performance-Index von seinem Tiefstand im Januar noch rund 1000 Punkte entfernt, gleichwohl geht der Index seit Mitte März stetig nach unten und büßte seit seinem Jahreshoch rund 40 Prozent ein.

Alles andere als ein guter Boden für Neuemissionen. Schon im April dieses Jahres hatte sich das Internet-Portal Alta Vista auf Grund der schlechten Marktbedingungen entschlossen, seinen Börsengang in den USA zu verschieben, nun folgen in Deutschland andere nach: Mitten in der Bookbuilding-Phase sagte der Freemailer GMX den anstehenden Börsengang ab. Auch der Computervermieter Ibex zieht seinen für den 31. 5. geplanten Börsengang zurück und vertagt ihn auf einen späteren Zeitpunkt. Last, but not least macht ein dritter Börsenaspirant, der Provider Highway One, einen Rückzieher. In allen Fällen will man ein besseres Marktklima abwarten. Dass die VIP Entertainment und Merchandising AG ihren Börsengang aussetze, habe dagegen mit dem ungünstigen Marktumfeld nichts zu tun, sondern beruhe auf Differenzen mit der Konsortialbank, heißt es aus dem VIP-Management.

Unbeeindruckt zeigt sich die Online-Tochter der Commerzbank, Comdirect: "Wir sind nicht irgendein Dot.com-Unternehmen", so Martin Kohlhaussen, Vorstandssprecher der Commerzbank. Schließlich erwarte man ein Emissionsvolumen von etwa 850 Millionen Euro und gehöre damit zu den Schwergewichten am Neuen Markt. Die Preisspanne in der Bookbuilding-Phase (23. 05. bis 02. 06.) reicht von 25 bis zu 31 Euro (mit der Option, bei starker Nachfrage auf bis zu 34 Euro zu erhöhen). Die Graumarktpreise liegen bei fallender Tendenz zurzeit zwischen 33 und 35 Euro. Kleinanleger, die nicht zu Kunden der Commerzbank oder der Comdirect gehören, werden vermutlich nicht bei der Vergabe berücksichtigt: "Eine Volksaktie will und kann die Comdirect nicht sein", zitiert die Financial Times Deutschland den Commerzbank-Chef. (ae)