Quantencomputer-Rennen: Forschungsministerin stockt Fördermittel auf

Die Bundesforschungsministerin hat eine neue Initiative für Quantentechnologien gestartet, für die sie 300 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen will.

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Quantencomputer-Rennen: Forschungsministerin stockt Fördermittel auf

Der IBM Q System One Quantencomputer.

(Bild: IBM)

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Deutschland soll im Wettlauf zwischen US-Konzernen im Bereich Quantenrechner mitmischen können. "Das Rennen um die Technologie für den Quantencomputer ist nicht gelaufen", betonte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Freitag bei der Präsentation einer neuen "strategischen Initiative zum Quantencomputing" zusammen mit dem Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Reimund Neugebauer. Karliczek will dafür in den nächsten Jahren 300 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung zusätzlich zur Verfügung stellen.

Das im Herbst 2019 beschlossene Förderprogramm der Bundesregierung für Quantentechnik sah nächst vor, dass bis zum Ende der Legislaturperiode 2022 rund 650 Millionen Euro bereitstehen. Diese Summe soll nun aufgestockt werden, sodass die Milliarde fast voll wird.

"Wir haben in Deutschland und Europa eine exzellente Forschungslandschaft und damit beste Voraussetzungen, um in eine technologieoffene Entwicklung einzusteigen und parallel die notwendige Informatik auf den Weg zu bringen", erläuterte Karliczek. Deutschland sei vor allem in der Quantensensorik und in der Quantenkommunikation, wo es auch um neue Verschlüsselungsmöglichkeiten geht, trotz beklagter Förderlücken "insgesamt sehr gut aufgestellt". Diese Bereiche gelte es weiterhin zu unterstützen, während das Ressort die Förderung rund um industrietaugliche Quantenrechner "ausbauen" wolle.

Ein Forscherteam der University of California hatte vor Kurzem zusammen mit Google einen Durchbruch bei der Technologie verkündet: Weniger als 200 Sekunden benötigte ein Quantencomputer, um eine besonders schwierige Rechenaufgabe zu lösen, an der ein herkömmlicher Supercomputer 10.000 Jahre rechnen würde. IBM beeilte sich daraufhin mit der Ansage, mit eigener Ausrüstung die Rechenzeit ebenfalls deutlich verkürzt zu haben.

"Auch wenn US-amerikanische Firmen wie IBM und Google mit ersten Geräten an die Öffentlichkeit gegangen sind, so gibt es viel Raum, in dem Deutschland und Europa ihren eigenen Weg gehen können", zeigt sich das Forschungsministerium überzeugt. Von einem "reifen Produkt" seien die Konzerne noch weit entfernt. Mit der Initiative soll daher neben der technologischen Entwicklung auch erreicht werden, entstehendes Know-how durch Unternehmensgründungen zu sichern. Zudem sei die Zusammenarbeit mit künftigen Nutzern ein zentrales Anliegen, um Anwendungen vorzubereiten und "zeitgerecht Märkte zu adressieren". Quantencomputer versprächen generell, "die Grenzen der Recheneffizienz wesentlich zu erweitern und damit Probleme zu adressieren, mit denen heutige Systeme überfordert sind".

Im September gaben die Fraunhofer-Gesellschaft und IBM bekannt, die Forschung zu Quantencomputern mit einer neuen Partnerschaft vorantreiben zu wollen. Big Blue sollte dafür sein einschlägiges "Q System One" nach Deutschland bringen. Einen fertigen Vertrag dafür gebe es noch nicht, die schwierigen Verhandlungen seien mittlerweile aber "fast abgeschlossen", weiß der Tagesspiegel. Trotzdem wolle Deutschland die Technik parallel stärker selbst entwickeln.

Peter Leibinger von der Technologiefirma Trumpf berichtete von dem gerade gestarteten Projekt "PlanQK" (Plattform und Ökosystem für Quantenunterstützte Künstliche Intelligenz), das das Bundeswirtschaftsministerium mit rund 10,8 Millionen Euro fördere. Ziel sei es, den Quantencomputer industrietauglich zu machen und eine Cloud-Plattform zu schaffen, mit der mehrere Unternehmen von überall auf der Welt einschlägige Rechenkräfte gemeinsam nutzen können. Dabei gehe es etwa auch darum, komplexe Aufgaben bei der Blechfertigung einfach durchführbar zu machen. (olb)