Pay-to-Surf-Anbieter Cyberprofit zahlungsunfähig

Die Cyberprofit AG ist zahlungsunfähig: Das Pay-to-Surf-Modell hat sich ausschließlich für die User gelohnt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Holger Dambeck

Die Cyberprofit AG ist zahlungsunfähig und hat beim Münchner Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das Unternehmen will den Geschäftsbetrieb in den kommenden Wochen jedoch weiterführen. Über das Werbefenster "Cash-Machine" bietet Cyberprofit seit Ende 1999 "zielgruppengenaue Werbung" an und zahlte den Usern fürs Anschauen zunächst 90 Pfennige pro Stunde.

Spätestens mit der Pleite von AllAdvantage im Februar kamen immer größere Zweifel am Erfolg eines Pay-to-Surf-Modells auf. Auch Cyberprofit-Vorstand Bernhard Gold gesteht dies heute ein: "Mit knapp einer Mark für eine Stunde Surfen wurde Venture Capital verbrannt". Man habe dies in Kauf genommen, um möglichst viele Kunden zu gewinnen. Im Januar 2001 änderte Cyberprofit dann den Bezahlmodus: Statt 90 Pfennig pro Stunde bekamen die User nur einen Teil der erzielten Werbeumsätze ausgezahlt. "Im April waren es 10 Pfennig je Surfstunde", erklärte Firmengründer Gold. Im Gegenzug erweiterte Cyberprofit sein Angebot um SMS, E-Mail und Instant Messaging. Im Schnitt nutzten die registrierten Benutzer die "Cash-Machine" 13 Stunden pro Monat. Ende Mai zählte Cyberprofit rund 285.000 User.

"Unser Surf-to-Pay-Modell in der jetzigen Form rechnet sich", betonte Gold. Die Zahlungsunfähigkeit sei vor allem durch die Anlaufkosten der übrigen Geschäftsfelder Marktforschung, E-Commerce und Lizenzierung verursacht worden. "Für die nächsten zwölf Monate brauchen wir rund 700.000 Mark, um die Geschäfte weiterzuführen", sagte er. In den ersten drei Monaten 2001 erreichte Cyberprofit einen Umsatz von rund einer Million Mark. Im vergangenen Jahr steckten Venture-Kapital-Geber insgesamt sechs Millionen Mark in das Unternehmen. Trotz allem glaubt Vorstand Gold weiter an Cyberprofit: "Ich gehe ziemlich sicher davon aus, dass die Finanzierung in den nächsten zwei bis drei Wochen steht."

Besonders umstritten ist das von Cyberprofit betriebene "User-Tracking". Zusätzlich zur Werbe-Dauereinblendung zeichnet Cyberprofit das Surfverhalten seiner Mitglieder auf und erstellt ein "anonymisiertes Profil". Die eingeblendete Werbung korrespondiert dann teilweise mit dem Inhalt einer angesurften Seite. So bekommen Besucher der MTV-Homepage beispielsweise passende Banner von CD-Shops zu sehen. Die erstellten User-Profile sollen trotz der drohenden Pleite sicher sein. Ein Verkauf finde nicht statt, betonte Bernhard Gold. "Unsere Teilnahmebedingungen schließen eine Weitergabe an Dritte aus." (hod)