Digitaltechnologie: Deutschland fällt bei Patentanmeldungen zurück

In der Digitaltechnologie dominieren seit Jahrzehnten US-Erfindungen, China schließt auf, der deutsche Rückstand wird größer, zeigt eine DPMA-Auswertung.

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(Bild: Dilok Klaisataporn/Shutterstock.com)

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Die Patentanmeldungen deutscher Unternehmen in der Digitaltechnologie gehen zurück – im Gegensatz zu jenen aus den USA und China. Im vergangenen Jahr ist in den Bereichen audiovisuelle Technik, Computertechnik, Datenverarbeitung für betriebswirtschaftliche Zwecke, digitale Kommunikationstechnik und Halbleiter die Zahl der veröffentlichten Patentanmeldungen heimischer Unternehmen gesunken. Das geht aus einer Auswertung des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) hervor.

Das DPMA wertete sämtliche 2022 beim Deutschen und beim ebenfalls in München ansässigen Europäischen Patentamt veröffentlichten Anmeldungen in diesen fünf Bereichen mit Wirkung für Deutschland aus, ohne Doppelzählungen. Patentanmeldungen werden nach einer Frist von 18 Monaten veröffentlicht, daher zeigen die Zahlen nicht die ganz aktuelle Entwicklung.

Insgesamt legten die veröffentlichten Anmeldungen für den deutschen Markt in den Digitaltechnologien 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent zu. Die zwei zahlenmäßig stärksten Bereiche waren die Computertechnik mit 16.844 Anmeldungen und die digitale Kommunikationstechnik mit 16.368. Bei letzterer ist Deutschland unter den fünf anmeldestärksten Nationen nicht vertreten, zu diesem Bereich zählt unter anderem die drahtlose Kommunikation inklusive Mobilfunk.

In der Computertechnik liegen heimische Unternehmen mit 1794 veröffentlichten Anmeldungen auf Platz drei hinter den USA mit 6789 und China mit 2298. Die Patentanmeldungen aus diesen beiden Ländern legten jedoch jeweils um etwa 14 Prozent zu, während die Zahl der deutschen um 1,9 Prozent sank. In der Digitalen Kommunikationstechnik lagen die Vereinigten Staaten mit 4912 Anmeldungen (+19,4 Prozent) ebenfalls vor China, das bei einem Plus von 8,1 Prozent auf 4635 kam. Südkorea folgt auf Platz 3 mit 1284 Anmeldungen und einem Wachstum von 9,4 Prozent. Deutschland liegt hier auf Rang 6.

In vielen Anmeldungen in der Digitalen Kommunikationstechnik geht es um drahtlose Kommunikationsnetze, insbesondere beziehen sie sich auf den aktuellen 5G-Mobilfunkstandard. Gerade in diesem Bereich, "der mit der Vernetzung von elektrischen Geräten (Internet of Things, IoT) die Grundlage für zukünftige Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren, Smart Energy und Industry 4.0 legt, haben standardessentielle Patente (SEP) eine immense wirtschaftliche Bedeutung", schreibt das DPMA. Der Folgenabschätzungsbericht der EU-Kommission vom 27. April 2023 zeigt habe gezeigt, dass 2021 die Inhaber von SEPs zu 30 Prozent aus China stammten, zu je 19 Prozent aus Südkorea und den USA und zu 15 Prozent aus der EU. Etwa 8 Prozent des EU-Anteils kämen aus Deutschland.

DPMA-Präsidentin Eva Schewior sagte: "Wenn wir bei den digitalen Schlüsseltechnologien den Anschluss verlieren, wird unsere Innovationskraft in allen Branchen leiden." Deutschland habe mit starken Technologieunternehmen, guten Hochschulen und vielen talentierten technischen Absolventinnen und Absolventen auch in den digitalen Technologien enormes Potenzial. "Dieses Potenzial müssen wir besser in geschützte Innovationen und dann in attraktive Produkte umsetzen", forderte Schewior.

(anw)