Für schwierige Missionen: Odysseus 6K entdeckte die Titan-Überreste

Für das Finden der Reste des Tauchbootes Titan wurde ein spezieller Tauchroboter benötigt. Der Odysseus 6K sieht unförmig aus, hat aber besondere Fähigkeiten.

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Der Tauchroboter kurz vor seinem Einsatz

Der Tauchroboter Odysseus 6K entdeckte die Überreste des Tauchboots Titan im Nordatlantik.

(Bild: Shelton Dupreez / Fisheries and Oceans Canada)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Es liest sich so leicht: Am Boden des Atlantik wurden Trümmer des Tauchboots Titan gefunden. Als wäre es eine Kleinigkeit, in 3800 Metern Tiefe bei völliger Finsternis solche Teile zu identifizieren. Doch für eine solche Suche lassen sich keine menschlichen Taucher einsetzen, und nur wenige bemannte U-Boote dringen in diese Tiefen vor. Für die Untersuchung des Meeresbodens braucht es bewährte Roboter.

Der Tauchroboter, dem die Entdeckung gelang, war das ROV-System Odysseus 6K von der US-Firma Pelagic Research Services. ROV steht für "Remotely Operated Vehicle", also "ferngesteuertes Vehikel". Anders als autonom operierende Unterwasserroboter (AUV – Autonomous Underwater Vehicle) sind ROVs über Kabel mit dem Mutterschiff verbunden. Dadurch gibt es für die Energieversorgung und die Datenübertragung kaum Beschränkungen.

lm Vergleich zu den eher kleineren AUVs, die etwa auf vorgegebenen Routen archäologische Fundstätten kartieren oder in Hafenbecken Veränderungen erfassen sollen und mit Energie und Daten sparsam umgehen müssen, sind ROVs häufig unförmige Kolosse, die mehrere Tonnen wiegen können. So bringt es Odysseus 6K in der Standardausstattung auf 2495 kg, bei einer Länge von knapp 2,5, einer Höhe von 2,24 und einer Breite von gut 1,5 Metern. Ähnliche Ausmaße hat das französische ROV Victor 6000, das ebenfalls an der Suche nach der Titan beteiligt war. Mithilfe mehrerer Rotoren können diese Ungetüme sehr präzise gesteuert werden.

Beide ROVs sind für Operationen in bis zu 6000 Meter Tiefe ausgelegt und dienen in erster Linie wissenschaftlichen Erkundungen, etwa der Entnahme von Proben am Meeresgrund. Dafür verfügen sie über Manipulatorarme. Odysseus 6K etwa hat zwei hydraulisch betriebene Arme des Typs Orion 7 PE, die weit über 100 kg heben können, bei ausgestrecktem Arm immerhin noch 68 kg.

Um diese Arme, für die es verschiedene Greifer gibt, steuern zu können, brauchen die Piloten und Operatoren eine gute Situationswahrnehmung. Odysseus 6K und Victor 6000 sind daher mit mehreren hochauflösenden Kameras sowie starken LED-Scheinwerfern ausgestattet, von denen jeder Einzelne bis zu 10.000 Lumen abgeben kann. Das mehrköpfige Operationsteam (für die Bedienung von Victor 6000 sind 9 Personen erforderlich) kontrolliert die Aktivitäten auf einer Videowand mit gut einem Dutzend Monitoren, auf denen unter anderem auch die Daten von Lasern angezeigt werden, die helfen, Entfernungen besser einzuschätzen. Zur weiteren Verbesserung der Situationswahrnehmung ist es bei ROV-Einsätzen auch durchaus üblich, ein zweites ROV einzusetzen, das das Erste im Auge behält. Die Arme selbst werden dann über ein Master-Slave-System bewegt, der Königsklasse in der Telemanipulation: Der Operator führt die gewünschten Bewegungen dabei an einem verkleinerten Modell des Arms durch.

Aber selbst wenn Odysseus 6K nicht nur Wrackteile, sondern womöglich das noch intakte Tauchboot entdeckt hätte, hätte die Kraft nicht ausgereicht, um es zu bergen. Dazu wäre ein Bergungssystem, wie FADOSS erforderlich gewesen, das Objekte bis zu einer Masse von mehr als 27 Tonnen aus Tiefen bis zu 6000 Metern bergen kann. Ein solches System soll auch bereits auf dem Weg ins Suchgebiet gewesen sein, musste dann aber nicht mehr zum Einsatz kommen.

(mki)