Nokia: Kostenlos-Kultur des Internets zerstört den "Wert der Mobilfunkindustrie"

Der weltgrößte Handy-Hersteller befürchtet, dass die Konkurrenz der Internet-Firmen die eigenen Online-Angebote und Internet-Dienste für Handy-Nutzer gefährdet und damit ein sehr erwünschtes zweites Standbein wegbricht.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Ovi-Store auf dem Nokia N97

(Bild: Nokia)

Nokia macht sich Sorgen: Der beschleunigte Vormarsch von Internetfirmen im Mobilfunkgeschäft gefällt dem weltgrößten Handy-Hersteller gar nicht, sieht er doch künftige Geschäfte jenseits des reinen Hardware-Vertriebs gefährdet. Auch Nokia setzt auf Internet-Dienste und zusätzliche Online-Angebote für Mobilfunkkunden, besonders im Multimediabereich. Die Finnen basteln seit einiger Zeit an ihrer Tür ins Netz, so richtig reüssieren konnten sie damit bislang nicht – zuletzt wurde weiterer Stellenabbau mit der Konzentration der Angebote für Mobil- und Internetdienste auf eine Plattform begründet. Auch gegen Apples iPhone mit seinen Internet-Fähigkeiten und den zugehörigen App Store mit iPhone-Anwendungen konnte Nokia bislang wenig auffahren.

Netzbetreiber und Gerätebauer müssten gemeinsam verhindern, dass die Kostenlos-Kultur des Internets überschwappe und damit den "Wert der Mobilfunkindustrie" zerstöre, meinte nun Nokia-Vorstand Tero Ojanperä gegenüber der Financial Times Deutschland. "Die Herausforderung für uns ist nicht Apple, sondern ein Handykunde, der kein Geld für mobile Inhalte ausgibt", meinte Ojanperä, der die Internetaktivitäten des finnischen Konzerns steuert.

Unter der Marke Ovi werden bereits Mail-, Foto- und Messaging-Dienste angeboten; in den kommenden Wochen soll der Dienst nun als Komplettangebot starten. Damit will sich der Konzern unabhängiger von seinen Hauptkunden – den Mobilfunknetzanbietern – machen und zugleich den stetigen Preisverfall im Handymarkt mit einer neuen Wachstumssparte abfangen. Apple hat das bereits vorgemacht: Die rund 20 Millionen iPhone-Kunden haben bereits über eine Milliarden Anwendungen aus dem Anwendungsshop heruntergeladen. Mit Start des Ovi-Komplettangebots sollen nun 50 Millionen Nutzer von Nokia-Handys auf die Internetplattform zugreifen können. "Für 2012 rechnen wir mit 300 Millionen aktiven Ovi-Nutzern", erklärte Ojanperä gegenüber der Wirtschaftszeitung. Bislang sahen die Netzbetreiber solche Angebote aber eher skeptisch – wollen sie doch selbst mit Online-Aktivitäten für ihre Mobilfunkkunden ihre Geschäfte beflügeln. (jk)