Microsoft: Windows und Office müssen zusammenbleiben

Im Kartellrechtsstreit hat Microsoft den Antrag des Justizministeriums, das Unternehmen zu spalten, als radikal und unangemessen abgelehnt.

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Von
  • Christian Persson

Im Kartellrechtsstreit hat Microsoft den Antrag des Justizministeriums, das Unternehmen zu spalten, als radikal und unangemessen abgelehnt. In seiner Gegenstellungnahme forderte der Konzern Richter Thomas Penfield Jackson am Mittwoch auf, diese Forderung abzuweisen. Microsoft will stattdessen seine Geschäftspraktiken in einigen Punkten ändern.

Sollte das Gericht dennoch die Zerschlagung erwägen, verlangt Microsoft mindestens sechs Monate Zeit, um sich auf das weitere Verfahren vorzubereiten und Beweise zu sammeln. Die Anhörungen über den Strafantrag, die nach dem bisherigen Zeitplan des Richters am 24. Mai beginnen sollten, würden sich demnach auf den 4. Dezember verschieben.

In der Gegenstellungnahme schlug der Softwarekonzern, wie bereits erwartet, dem Richter vier Auflagen vor, denen man sich freiwillig unterwerfen will: Das Icon des Internet Explorers soll bei der Installation nicht mehr automatisch auf dem Windows-Desktop erscheinen. Alle Softwarehersteller sollen unter gleichen Bedingungen Zugang zu Windows-APIs und Einblick in Teile des Quellcodes erhalten. PC-Hersteller dürften auf dem Windows-Desktop auch Applikationen von Konkurrenzherstellern präsentieren. Die Hersteller sollen nicht mehr durch spezielle Preise für Lizenzverträge dazu veranlasst werden, keine Konkurrenz-Software anzubieten.

Eine Sprecherin der Regierung nannte Microsofts Vorschlag "ineffektiv und voller Schlupflöcher". Er würde nicht einmal die bisherigen Kartellrechtsverletzungen beenden und schon gar nicht Microsoft in Zukunft daran hindern, seine Monopolmacht in derselben illegalen Weise zu missbrauchen, um Innovationen anderer Firmen zu zerstören, sagte sie.

Microsoft vertritt demgegenüber den Standpunkt, dass die von der Gegenseite verlangte Aufspaltung nicht mit dem im Prozess festgestellten Tatbestand begründet werden könne. Auch das Urteil vom 3. April, wonach Microsoft die US-Antitrust-Gesetze verletzt hat, rechtfertige eine so weit gehende Bestrafung nicht.

"Millionen Verbraucher, darunter Hunderttausende Unternehmen, haben von Microsofts Software profitiert", heißt es in der Gegenstellungnahme. "Es ist in der Tat keine Übertreibung zu sagen, dass Microsofts Anstrengungen der gesamten US-Wirtschaft genützt haben."

Zum Nutzen der Verbraucher sei es auch gewesen, dass Windows und die Office-Software unter demselben Dach entstanden seien. So habe die gegenseitige Befruchtung der Entwickler zu etlichen Innovationen geführt, darunter die Toolbars, die die Bedienung erleichterten.

Der Antrag der Regierung sieht vor, Microsoft in zwei Teile zu zerlegen, von denen einer die Betriebssysteme, der andere die Applikationen inklusive des Office-Paketes weiterführen soll. Dagegen will sich der Konzern mit allen Mitteln wehren und auf jeden Fall in Berufung gehen. Microsoft-Chef Steve Ballmer unterstrich am Mittwoch noch einmal seine Zuversicht,. dass es nicht zu einer Spaltung des Unternehmens kommen wird: "Unsere Firma wird nicht zerbrochen", sagte er, "es wird nicht geschehen." (cp)