Mehrwert-SMS halten Österreichs Regulierer auf Trab

Die Streitschlichtungsstelle muss sich seltener mit Dialern beschäftigen, dafür öfter mit ungewollten SMS-Diensten.

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Die Streitschlichtungsstelle der österreichischen Telekom-Regulierungsbehörde RTR hatte 2006 zum zweiten Mal in Folge weniger Fälle zu behandeln, als im Jahr davor. Bei der Einrichtung handelt es sich um eine unverbindliche Instanz für Konflikte zwischen Endkunden und Telekommunikationsanbietern. Sie untersucht an sie herangetragene Fälle und gibt Empfehlungen für Modalitäten einer Streitbeilegung. Wie am Mittwoch in Wien mitgeteilt wurde, ist die Fallzahl im vergangenen Jahr um fast 22 Prozent auf 2.852 gefallen. Die RTR führt dies unter anderem auf die steigende Flexibilität der Anbieter im Beschwerdefall zurück.

87 Prozent aller Fälle sind Entgelt-Streitigkeiten. Bei einer Streitwertesumme von 1,04 Millionen Euro konnten Verbesserungen zugunsten der betroffenen Kunden in Höhe von 330.000 Euro erreicht werden. Die größten Probleme und meisten Fälle (347) gibt es mit Mehrwert-SMS-Diensten. Gerade bei Kurznachrichten, deren Empfang Kosten verursacht, kommt es immer wieder zu Zwangsbeglückungen ohne gültige Bestellung. Auch fehlende oder mangelhafte Information über Entgelte sowie Schwierigkeiten beim Abbestellen eines SMS-Dienstes sorgen für Kalamitäten.

Wesentlich seltener als früher gaben Dialer Anlass für Konflikte. Die Inlands-Dialer, also betrügerische Computerprogramme, die österreichische Mehrwertrufnummern anwählen, sind komplett vom Radar verschwunden. Ausländische Nummern anrufende Software hat noch für 171 Fälle gesorgt – fast zwei Drittel weniger als in 2005. Zwistigkeiten um ereignistarifierte Dienste, wie etwa Hotlines bestimmter TV-Sender, bilden die drittgrößte Fallgruppe (158).

Neuerdings muss sich die Streitschlichtungsstelle häufig mit Sachverhalten rund um mobile Internetzugänge befassen. Oft sind nur geringe Datenmengen in der Grundgebühr eingeschlossen und schon geringfügige Überschreitungen führen zu unerwartet hohen Rechnungen. Die von den Anbietern bereitgestellten Messtools für die Beobachtung der Datenvolumina würden teilweise nicht zuverlässig arbeiten, hat die RTR beobachtet. Zusätzlich gäbe es eine "Roaming-Falle in grenznahen Gebieten beziehungsweise im Ausland."

Die meisten Verfahren bezogen sich auf den Festnetz-Marktführer Telekom Austria, dessen Anteil jedoch von 34,5 auf 24,9 Prozent deutlich gefallen ist. Einen sprunghaften Anstieg gab es bei T-Mobile, die bereits mehr als jeder fünfte Fall betrifft (22,8 Prozent nach 15,8). Sogar fast eine Vervierfachung des Anteils wird für Tele2UTA ausgewiesen. Nachdem 2005 nur etwa jede 20. Streitschlichtung auf dieses Unternehmen entfiel, waren es 2006 18,8 Prozent. Eine Verdoppelung von 4,4 auf 8,8 Prozent war zudem bei One zu beobachten.

Der Tätigkeitsbericht der Streitschlichtungsstelle für 2006 ist als PDF online. Auf Basis der ersten vier Monate rechnte die RTR für das Gesamtjahr 2007 mit einem Anstieg der Streitschlichtungsfälle um etwa zehn Prozent. (Daniel AJ Sokolov) (it)