LinuxTag: Berlin soll Open-Source-Potenziale stärker nutzen

Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf hat bei der Eröffnung der Messen LinuxTag und IT-Profits in Berlin angekündigt, seine Verwaltung von 2008 an auf Linux umzustellen und die IT-Strategie des Landes stärker auf offene Standards auszurichten.

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Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf hat bei der Eröffnung der Messen LinuxTag und IT-Profits am heutigen Mittwoch in der Hauptstadt angekündigt, seine eigene Verwaltung von 2008 an auf Linux umzustellen. Zudem werde die umstrittene IT-Strategie des Landes stärker auf offene Standards ausgerichtet. Die Ausrichtung der IT-Landschaft Berlins "muss offen gestaltet sein", betonte der PDS-Politiker und fügte hinzu: "Es liegt mir sehr viel daran, dass das kein Lippenbekenntnis bleibt." Nur so sei es den 3700 hauptsächlich mittelständischen IT-Firmen in der Region Berlin-Brandenburg mit ihren 40.000 Beschäftigen möglich, kostengünstige und anpassungsfähige Anwendungen zu entwickeln.

In seinem Haus will Wolf ein klares Signal für mehr Offenheit setzen. Innerhalb des traditionell Novell-gestützten Netzwerk ist ihm zufolge vom kommenden Jahr an die Umstellung der Server auf Linux geplant. So wolle man sich zugleich die Option offen halten, darüber hinaus Open Source auch auf den Desktop zu bringen. Für den auch als Berliner Bürgermeister fungierenden Wolf lautet die Losung generell: "Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch." Er setze auf eine "plattformoffene Infrastruktur". Die umstrittene Schirmherrschaft über den LinuxTag durch das Bundesinnenministerium mache zudem deutlich, welche Bedeutung die Bundesverwaltung dem Thema Open Source gerade auch für kritische Anwendungen beimesse.

Bislang zeigte sich der Senat skeptisch gegenüber einer konsequenten Migration hin auf freie Software. Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte Ende 2005 die Umrüstung der IT-Landschaft der Hauptstadt einschließlich der rund 58.000 in der Hauptverwaltung verwendeten Arbeitsplatzrechner auf Linux und Open-Source-Programme gefordert. Insbesondere die Senatsinnenverwaltung hielt den Parlamentariern aber seitdem immer wieder den eigenen,hauptsächlich auf aktuelle Wirtschaftlichkeitsaspekte ausgerichteten "Open Systems"-Ansatz heterogener Rechnerwelten entgegen. Stimmen aus der Berliner IT-Wirtschaft hatten dagegen jüngst auf eine Neuausrichtung der IT-Strategie des Landes gedrängt und eine Akzentverschiebung hin auf Open Source gefordert.

Oliver Zendel, Vorstand des bis zum Samstag laufenden LinuxTages, empfahl Open Source als "Maßanzug" für die IT, der zu jedem Zweck einsetzbar sei. "Freie Software stellt einen riesigen Wissenspool dar, den wir einfach nutzen müssen." Sie sei "als Chance zu sehen für eine Region, einen Wirtschafts- und Bildungsstandort." So werde ein Klima geschaffen, das kleinen Unternehmen die Möglichkeit gebe, "große Software zu schreiben".

Raimund Hosch, Geschäftsführer der Messe Berlin, bezeichnete Open Source zugleich ebenfalls als "Chance nicht nur für die großen etablierten Computerkonzerne, sondern für die mittelständischen kleinen Software-Entwickler." Er freute sich aber trotzdem, dass auch Firmen wie IBM, Sun oder Novell auf dem erstmals in Berlin stattfindenden LinuxTag repräsentiert sind. In den Messehallen sei aber noch Platz für weitere Aussteller, verwies er auf die noch mangelnde Anerkennung von Berlin als IT-Standort. Vielen Beobachtern sei noch nicht bewusst, "in welcher Größenorndung IT hier vertreten ist". Hosch erwartet rund 10.000 Besucher zu den gleichzeitig stattfindenen Messen LinuxTag und IT-Profits, die in 30 Konferenzreihen mit über 300 Vorträgen viel rund um Virtualisierung, Web 2.0 und "alles Neue rund um die Linux-Welt" erfahren könnten. (Stefan Krempl) / (odi)