Kindles großer Bruder

Amazon erweitert die Modellfamilie des in den USA populären E-Book-Lesegeräts um den Reader Kindle DX, der mit deutlich größerem Display auch im Querformat genutzt werden kann und groß genug für die Zeitungslektüre sein soll.

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Der US-Onlinehändler Amazon stellt mit dem neuen Kindle DX wie erwartet am heutigen Mittwoch in New York ein E-Book-Lesegerät mit größerem Display vor. Die Displays bisheriger Reader wie dem Sony PRS-505 oder dem hierzulande nicht erhältlichen Amazon Kindle 2 sind nur sechs Zoll groß und damit etwas kleiner als eine DIN-A6-Seite. Für Bücher reicht das, auch aufgrund der guten Skalierungsfunktionen, doch bei Zeitungen und Zeitschriften will sich kein rechter Lesespaß einstellen.

Kindle DX: E-Books in DIN-A5-Größe lesen

(Bild: Amazon)

Kindle DX kommt nun mit einem 9,7 Zoll (ca. 25 cm) großen Display, was immerhin ungefähr DIN-A5 entspricht, aber vom Format üblicher Tageszeitungen weiterhin weit entfernt bleibt; auch DIN-A4-Seiten sind mit ca. 36 cm Diagonale viel größer. Ein Lagesensor schaltet das Display automatisch zwischen Hochformat und dem neuen Querformat um. Das E-Paper-Display zeigt weiterhin nur 16 Graustufen – farbige Displays mit dieser stromsparenden Technik gibt es allerdings kaum. Das Lesegerät ist dabei weniger als ein Zentimeter dick und wiegt etwa 550 Gramm. Wie bisher sitzt unter dem Display eine kleine Tastatur, sodass das Gerät 26,5 cm × 18,3 cm groß ist.

Das Lesematerial landet entweder per USB oder Speicherkarte vom PC auf dem Gerät, oder wie beim bisherigen Kindle per Mobilfunk: Der Anwender kann mit dem Kindle direkt im Online-Buchshop stöbern, Titel kaufen und direkt herunterladen, zudem landen abonnierte Zeitschriften und Zeitungen automatisch auf dem Gerät. Der interne Speicher fasst 4 GByte, wovon der Anwender 3,3 nutzen kann – laut Amazon reicht das für 3500 Bücher. Weil das E-Paper-Display nur beim Umblättern Strom benötigt, lässt sich die Laufzeit nicht in Stunden bemessen; Amazon nennt vier Tage bei eingeschaltetem Mobilfunk.

Amazon-Chef Jeff Bezos nennt anlässlich der Vorstellung des neuen Kindle beeindruckende Zahlen: Ein Drittel der in Kindle-Format verfügbaren Bücher gehen inzwischen in digitaler Form über die virtuelle Ladentheke. Allein in den letzten drei Monaten hat Amazon das Angebot an digitalen Büchern um 45.000 auf 275.000 Titel erweitert. Fünf Universitäten nehmen an einem Pilotprojekt teil, bei dem die Studenten statt schwerer Bücher einen Kindle bekommen. Die drei US-Tageszeitungen New York Times, Washington Post und Boston Globe haben angekündigt, für den Kindle Abos billiger anzubieten als in gedruckter Form – ein wichtiger Schritt für Printmedien und Geräteanbieter.

In den USA kann man den Kindle DX ab sofort für 489 US-Dollar bestellen, die Auslieferung soll im Sommer beginnen. Ob er auch nach Deutschland kommt, bleibt weiter unklar. (jow)