Intel erschließt sich neue Märkte

Auf die von Marktforschern vorsichtig angekündigte Trendwende auf dem Halbleitermarkt allein will sich das Traditionsunternehmen Valley nicht verlassen und sucht neue Märkte in der Telekommunikation.

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Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Die Flaute durch weltweit sinkende Absatzzahlen in der Computer-Industrie ist im vergangenen Jahr auch an dem weltgrößten Chiphersteller Intel nicht vorbei gegangen. Doch auf die von Marktforschern vorsichtig angekündigte Trendwende allein will sich das Traditionsunternehmen aus dem Silicon Valley nicht verlassen. Längst hat Intel neben dem PC-Markt seine Fühler nach neuem Terrain ausgestreckt: die Telekommunikationsbranche. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Chip-Produktion und Milliarden-Investitionen in Forschung und Entwicklung fühlt sich der Halbleiterhersteller gerüstet, der Branche den Weg aus der Krise zu weisen.

"Die Telekommunikationsbranche hat nach Jahrzehnten der Ruhe im regulierten Markt vergangenes Jahr erstmals unter der weltweiten Rezession gelitten", meinte Sean Maloney, Executive Vice President von Intel auf der erstmals in Deutschland veranstalteten Entwicklerkonferenz Intel Developer Forum in München. Die Veränderungen und Einbrüche, die andere Branchen innerhalb von zehn Jahren erlebt hätten, habe die Telecom-Industrie 2001 in nur einem Jahr durchleben müssen. "Das Gebot der Stunde sind jetzt massive Kosteneinsparungen und flexible Technologien in einem sich schnell wandelnden Markt." Erst am Wochenende senkte Intel die Preise für Prozessoren um bis zu 53 Prozent, um den Bedarf an seinen jüngeren und schnelleren Chips anzukurbeln.

Offene Standards wie das Betriebssystem Linux haben sich nach Ansicht von Intel-Technikchef Patrick Gelsinger in der Computerindustrie erfolgreich bewährt -- vor allem, wenn es um eine schnelle Marktdurchdringung geht. Offene Standards müssten künftig auch in der Telecom-Industrie die herkömmlichen unternehmenseigenen Technologien ersetzen. Nur so könnten sich gemeinsame technologische Grundlagen so zügig wie erforderlich verbreiten. "Intel wird in Kürze die technologische Grundlage für eine modulare Kommunikationsplattform für die Telecom-Industrie veröffentlichen", kündigte Howard Bubb an, bei Intel verantwortlich für Netzwerkprozesse.

Neue Entwicklungen aus den Intel-Forschungslabors sollen in den kommenden Jahren die Entwicklung der Kommunikation um ein Vielfaches beschleunigen und die Kosten dramatisch senken. Die drahtlose Kommunikation über Handy, Taschencomputer oder Laptop will Intel mit neuen Technologien fundamental verändern.

Dem Chiphersteller ist es mittlerweile gelungen, Techniken wie optische Übertragungsverfahren, Sensortechnik und Mobilfunk auf Silizium, dem Grundmaterial der Computerchips, zum Teil schon Massenmarkt-tauglich aufzubringen, sagte Gelsinger. Alle Microchips, so kündigte Gelsinger an, wolle das Unternehmen in Zukunft zum Beispiel mit einem Mobilfunk-Sender ausstatten. Erstmals würde das Unternehmen damit analoge Mobilfunktechnik und digitale Technologie auf einem Silizium-Chip verbinden. Microchips sollen künftig auch über optische Reize wie Laserstrahlen miteinander kommunizieren können. Mit Hilfe der Sensortechnik könnten Computerchips einfache Aufgaben wie Fehleranalysen oder Software-Installationen selbstgesteuert übernehmen.

"Intels aggressive Forschungs- und Entwicklungs- sowie Produktionsinvestments haben sich im ersten Quartal ausgezahlt", hatte Intel-Präsident Craig Barrett nach Bekanntgabe der Quartalszahlen Anfang April resümiert. Insgesamt 20 Milliarden US-Dollar hat Intel nach eigenen Angaben in den Jahren 2000 und 2001 für Forschung, Entwicklung und den Bau neuer Fabrikationsanlagen investiert. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sollen in diesem Jahr 4,1 Milliarden US-Dollar und die Investitionen rund 5,5 Milliarden US-Dollar erreichen.

Laut Maloney stehden die Telecom-Unternehmen unter enormem Druck. Während die Aktienkurse und Umsätze sinken, wachse der Bedarf an Bandbreite zur Übertragung neuer multimedialer Inhalte enorm. Die einzige Chance, diese Situation mit dem derzeit geringen Kapital erfolgreich zu überstehen, sei es, auf schnellere und kostengünstigere Technologien zu setzen. Unternehmen, die diese fundamentale Veränderung in der Technologie nicht wahrnehmen, werden im Markt von morgen scheitern, ist sich Intel sicher. (Renate Grimming, dpa) / (anw)