IT für Katastrophen und Notfälle

Auf dem 1. Europäischen Katastrophenschutzkongress wurde der aktuelle Stand der Entwicklung von "deNIS II plus" vorgestellt. Das ist eine operative Variante des deutschen Notfallvorsorge-Informationssystems.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Pro DV und Oracle entwickeln für das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit "deNIS II plus" eine operative Variante des deutschen Notfallvorsorge-Informationssystems. Auf dem 1. Europäischen Katastrophenschutzkongress in Bonn haben die Firmen den aktuellen Stand der Entwicklung vorgestellt. Das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem (deNIS) ist eine öffentlich zugängliche Informationsstelle, die im Wesentlichen eine Sammlung mit über 2200 einschlägigen Weblinks darstellt. Eine weiter entwickelte Variante, "deNIS II", enthält Informationen, die den Lagezentren des Bundes und der Länder zur Verfügung stehen.

Hier lassen sich für bestimmte Gefahren- und Schadenslagen ortsbezogene Informationen abrufen, zum Beispiel über die Anzahl von Betten für Brandopfer in nahe gelegenen Krankenhäusern. Mit einem Logo werden die entsprechenden Informationen auf einer digitalen Landkarte angezeigt. Muss etwa entschieden werden, ob es sich bei einem vom Kurs abgewichenen Flugzeug um eine potenzielle Gefährdung handelt, lassen Logos erkennen, ob es in der näheren Umgebung risikobehaftete Anlagen wie Öllager, Atomkraftwerke oder Munitionslager gibt. Bislang sollen auch der Bundeswehr solche Informationen nicht zur Verfügung gestanden haben.

Mit Hilfe dieser Geoinformationen sollen die Lagezentren entscheiden, welche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet werden müssen und ob weitere Ressourcen aus benachbarten Bundesländern, vom Bund oder aus dem Ausland anzufordern sind. Allerdings können sie mit "deNIS II" noch nicht entscheiden, wie viele Brandbetten tatsächlich frei sind oder welche Ärzte verfügbar sind. Sie wissen auch nicht, wo welche Rettungskräfte tätig sind. Dafür sollen nun in "deNIS II plus" aktuelle Daten im Krisenfall integriert und Meldungsdaten zu Gesamtlagebildern aufbereitet werden. Beispielsweise sollen Simulationsdaten über die Ausbreitung einer Giftgaswolke als Layer über Landkarten gelegt werden können oder Großwetterlagen auf Landkreisebene projiziert. Zusätzlich soll der Einsatzverlauf durchgängig dokumentiert werden können. Genutzt werden wird "deNIS II plus" von den Ländern, der Bund stellt lediglich die technische Plattform bereit.

Das im Mai 2004 gegründete BBK soll dem Koordinationswirrwarr bei Katastrophenlagen vorbeugen, wie es zum Beispiel während des Elbehochwassers im Sommer 2002 auftrat. Vor allem in den Bereichen Information und Koordination soll es als Servicestelle des Bundes das Krisenmanagement der Länder unterstützen. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (anw)