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H.264 und VP8: IETF findet Codec-Kompromiss für Videotelefonie im Web

Christian Kirsch
H.264 und VP8: IETF findet Codec-Kompromiss für Videotelefonie im Web

Browser, die Videodaten direkt miteinander austauschen wollen, müssen in Zukunft mindestens die Codecs H.264 und VP8 unterstützen. Das hat das internationale Netznormungs-Gremium entschieden.

Mit dem Protokoll WebRTC könnten Browser einen gemeinsamen Standard für den direkten Austausch von Audio- und Videodaten nutzen. Prototypen dafür gibt es schon länger [1], doch bislang funktionierten sie nicht browserübergreifend. Das lag daran, dass sich die Hersteller und die für die WebRTC-Standardisierung zuständige IETF nicht über die zu verwendenden Video-Codecs einigen konnten. Jetzt hat sich die IETF zu einem Kompromiss durchgerungen, wie Mozillas Technik-Chef Andreas Gal berichtet [2]. Über die Audio-Codecs für WebRTC herrschte schon seit längerem Einigkeit.

Browser müssen für WebRTC in Zukunft sowohl Googles VP8/WebM als auch H.264 anbieten. Letzteres ist durch zahlreiche Patente geschützt, weshalb Google seine Alternative lange als "frei" bewarb. 2013 schloss es jedoch ein Lizenzabkommen mit der MPEG LA [3], das Nutzer von VP8 von eventuellen Patentverletzungsklagen freistellen soll. Das klappte aber nicht ganz: Nokia hatte sich diesem Vertrag nicht angeschlossen und klagt [4] gegen den Smartphone-Hersteller HTC.

Von H.264 liegt mittlerweile eine "Open-Source"-Implementierung von Cisco vor [5]. Deren Nutzung ist unter bestimmten, sehr eng gefassten Bedingungen kostenlos. Mozilla hatte diese Technik vor Kurzem in seinen Browser Firefox eingebaut [6]. Vor wenigen Tagen stellte Microsoft eine im Browser laufende Skype-Version vor [7]. Sie benötigt bislang noch ein Plug-in, soll jedoch in Zukunft dank WebRTC ohne auskommen.

Möglicherweise könnte die jetzige Entscheidung der IETF auch für das World Wide Web Consortium einen Weg weisen: Das hat im kürzlich verabschiedeten Standard für HTML5 [8] zwar die Elemente audio und video vorgesehen, mit denen Browser ohne Plug-in Multimediadaten wiedergeben können. Die zu unterstützenden Codecs sind dort jedoch nicht festgelegt. (ck [9])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2459143

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Video-Chat-im-Web-Browser-ohne-Plug-in-1818210.html
[2] http://andreasgal.com/2014/11/16/vp8-and-h-264-to-both-become-mandatory-for-webrtc/
[3] https://www.heise.de/news/Google-erkauft-sich-Patentschutz-fuer-WebM-VP8-1818823.html
[4] https://www.heise.de/news/Nokia-bringt-Patente-gegen-Videocodec-VP8-in-Stellung-1829065.html
[5] https://www.heise.de/news/Cisco-veroeffentlicht-H-264-Codec-als-freie-Software-2036719.html
[6] https://www.heise.de/news/Firefox-33-integriert-Ciscos-offenen-H-264-Codec-2424180.html
[7] https://www.heise.de/news/Microsoft-schaltet-Skype-fuer-den-Browser-frei-2457506.html
[8] https://www.heise.de/news/W3C-verabschiedet-HTML5-Standard-2437741.html
[9] mailto:ck@ix.de