Flugdrohnen lockten zu viele Besucher aufs Cape Canaveral

Eine Schau fliegender Drohnen gab es am Sonntag beim Kennedy Space Center in Florida. Strenge Auflagen der Flugsicherheitsbehörde FAA trübten aber das Vergnügen für die Interessierten.

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Eine Demonstration unbemannter Fahrzeuge, sowohl zur Luft als auch zu Land, lockte am Sonntag so viele Besucher in den Exploration Park des Kennedy Space Center (KSC) auf Cape Canaveral in Florida, dass die Flugsicherheitsbehörde FAA (Federal Aviation Administration) einschritt. Sie befand, dass sich im Startareal der "Aerospace Research Challenge" nur das notwendigste Personal aufhalten dürfe. Und auch in stattlicher Entfernung wurde die Zahl der Besucher auf ein paar Dutzend begrenzt. Der Rest wurde "aus Sicherheitsgründen" hinauskomplimentiert.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von Space Florida, einer Organisation des US-Bundesstaats, die ebenda die wirtschaftliche Entwicklung der Luft- und Raumfahrt fördern soll.

Damit wurde die von Space Florida ausgerichtete Veranstaltung vorwiegend zu einem Fernsehereignis. Die Flüge der neun teilnehmenden Firmen wurden auf Leinwände im Besucherkomplex des KSC übertragen.

"Wir wollen [mit der Veranstaltung] nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Regulierer und gewählte Volksvertreter informieren", hatte Michael Toscano, Manager des Drohnen-Branchenverbandes AUVSI, zur Eröffnung gesagt. Die Branche fordert für den professionellen Einsatz von Flugdrohnen einen fixen Platz im Luftfahrtsystem. Dafür will sie beweisen, dass die Unmanned Aerial Systems (UAS) sicher sind. Die Veranstaltung wurde monatelang vorbereitet, seit Freitag wurde vor Ort geprobt.

Drohnen an jeder Ecke

(Bild: heise online/ Daniel AJ Sokolov)

Das Einschreiten der FAA am Sonntag spiegelt die Lage wider: Auf der einen Seite steht eine nationale Flugsicherheitsbehörde, die einem rasanten Wandel der an sie gestellten Anforderungen gegenübersteht. Die von Flugpassagieren mitgebrachten elektronischen Geräte waren ein Klacks gegen die Flut an Drohnen, die derzeit auf die Lufträume dieser Welt zukommt.

Bisher hält die FAA Kurs: Ob im autonomen Modus oder nicht, jede Drohne in dem entlegenen Winkel des Cape Canaveral musste zwei Piloten mitbringen. Mit vollwertiger Pilotenlizenz samt ärztlichem Attest. Fluggerät und Flugplan auf dem winzigen Flugareal mussten schon vorab eine Sicherheitsprüfung durchlaufen.

Argumente hat die FAA zur Hand. Erst vor wenigen Tagen berichtete ein FAA-Vertreter von einem Beinahezusammenstoß zwischen einen Linienjet und einer nicht identifizierten Drohne nahe des Flughafens von Tallahassee, der Hauptstadt Floridas. Im Umfeld von US-Flughäfen sind selbst Hobbyflugdrohnen verboten.

Auf der anderen Seite stehen Systemanbieter, Zulieferer, Ausbilder, Berater und Kunden aller Art. In technischer und wirtschaftlicher Hinsicht sind sie euphorisch. Sie sehen eine Drohnen-Zukunft, die von Jahr zu Jahr besser wird. Mahnende Stimmen, etwa in Sachen Privatsphäre werden weitgehend zur Seite gewischt.

Doch mit der FAA ist nicht so leicht Kirschen essen. Vergangene Woche trat dann auch noch die Verwaltung der US-Nationalparks auf den Plan: Sie erklärte, dass Flugdrohnen in Nationalparks grundsätzlich illegal sind. Das trifft vor allem Hobbyisten, die ihre Fluggeräte aus Sicherheitsgründen in menschenleeren Abschnitten von Nationalparks ausprobieren wollen.

Aerospace Research Challenge (15 Bilder)

Vor dem Eingang des Besucherkomplexes des Kennedy Space Center wird der Besucher daran erinnert, dass der gegenwärtige US-Präsident nicht der erste Meister salbungsvoller Worte ist. (Bild: heise online/Daniel AJ Sokolov)

Der angestrebte Platz im Luftfahrtsystem ist nicht leicht zu finden. Zum Einen sind die Anforderungen extrem unterschiedlich. Bastler, Militärs, Agrarökonomen, Feuerwehren, Polizei und Geheimdienste, Journalisten, Wissenschaftler, Künstler, Internetprovider, Piratenradiomacher, Bürgerrechtler und viele andere mehr erkennen in Drohnen ein willkommenes Werkzeug.

Zum Anderen sind die technischen Bedingungen sehr differenziert: Manche Flugdrohnen sind so klein wie Insekten, während andere eine Flügelspannweite ähnlich der einer Boeing 737 aufweisen. Vertikal- oder Horizontalstart, strombetrieben oder mit Verbrennungsmotor, Betrieb in Sichtweite oder darüber hinaus, niedrige Flughöhen oder sogar weit höher als Passagierflugzeuge. Alles ist möglich und, je nach Einsatzszenario, auch sinnvoll.

Am morgigen Dienstag beginnt in Orlando, Florida, die Branchenmesse Unmanned Systems 2014 des Branchenverbandes AUVSI (Association for Unmanned Vehicle Systems International). Dort soll die Diskussion weitergeführt werden, zusätzlich auch noch über selbstfahrende Autos. (mho)