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Flüssigkristalltechnik bleibt dominant

Die Flüssigkristalltechnik beherrscht den Displaymarkt in fast allen Bereichen; neue Techniken können sich gegen die LCDs in absehbarer Zeit nur schwer durchsetzen.

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LCDs mit Transistoransteuerung (Aktiv-Matrix) sind unangefochten Spitzenreiter unter den elektronischen Displays vor Röhrengeräten, Plasmadisplays, organischen Displays (OLED), LCDs mit Passiv-Matrix-Ansteuerung oder neuen Techniken wie den emissiven SED- respektive FED-Displays. In diesem Jahr sollen Displays weltweit einen Umsatz von über 120 Milliarden Dollar erzielen – über 100 Milliarden davon gehen auf das Konto der Aktiv-Matrix-LCDs. LCD-Fernseher bestreiten nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts iSupply weltweit mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes und der insgesamt verkauften Displayfläche. In Sachen Stückzahlen dominieren indes die kleinen Displays für Mobilgeräte; die TVs machen hier nur wenige Prozent aus.

2008 soll der Markt für Fernsehdisplays erstmals die Grenze von 100 Millionen Stück überschreiten. Die Hersteller erwarten dabei unter anderem einen Nachfrageschub durch die Olympischen Spiele. Insgesamt sollen so 2008 nach Einschätzung von iSupply weltweit 29 % mehr TV-Panels ausgeliefert werden als im vergangenen Jahr. Der TV-Bereich bewegt sich dabei eindeutig zu größeren Diagonalen hin. Dies liegt unter anderem am Umstieg vom 4:3- auf das 16:9-Format, der in den USA weit weniger fortgeschritten ist als in Europa: Für Breitformate muss die Diagonale deutlich steigen, will man die gleiche Bildhöhe wie beim 4:3-Fernseher erreichen. Zudem fordern hochauflösendes TV-Signale und HD-Disk-Player ebenfalls größere Schirme, denn von den höheren Auflösungen profitiert man aus gleichem Betrachtungsabstand nur auf großen Displays. Und nicht zuletzt sind die großen Flachbildfernseher dank der enorm gesunkenen Preise inzwischen auch erschwinglich.

Der Preisverfall war nicht nur bei den Flachbildfernsehern beachtlich: Der mittlere Preis von LCD-Monitoren hat sich seit 2003 von 400 US-Dollar auf jetzt 200 US-Dollar halbiert, und er soll bis 2011 weiter auf 180 Dollar sinken. Am stärksten fielen die Preise zwischen 2004 und 2006: im Mittel von 400 auf 240 US-Dollar. 26 % aller Monitore zeigen derzeit Breitformat, bis 2011 sollen es sogar 86 % aller Displays sein. Bei den Notebook-Displays haben vor allem die 15,4-Zoll-Panels dafür gesorgt, dass sich Widescreens durchsetzen: 2005 zeigten bereits 35 % aller Notebooks Breitformat, in drei Jahren sollen mit 98 % fast alle Notebooks einen breitformatigen Schirm haben.

Die Produktionskapazitäten für LCD-Panels werden derzeit kräftig ausgebaut. Dennoch erwartet iSupply für Monitorpanels im dritten Quartal dieses Jahres eine Unterversorgung von 3,6 % und damit Lieferengpässe. Deshalb könnten die Monitorpreise zum Jahresende kurzzeitig etwas anziehen. Im folgenden Quartal soll sich die Situation aber schon wieder entspannen, zum Weihnachtsgeschäft erwarten die Analysten von iSupply sogar eine Überversorgung von 4,3 %. Ähnlich stellt sich die Panelsituation auch für Notebooks und TVs dar.

Unter den kleinen Displays für Mobilgeräte sollen LCDs mit Transistoren aus Low Temperature Polysilizium (LTPS) in den kommenden Jahren mächtig zulegen. LTPS hat eine höhere Elektronenbeweglichkeit als amorphes Silizium, was höhere Pixeldichten ermöglicht. Monochrome LCDs für Handys und MP3-Player sind out, OLEDs kommen nur langsam in Fahrt – auch bei den kleinen Diagonalen bestreiten Displays mit Dünnfilmtransistoren (TFTs) aus amorphem Silizium derzeit den Löwenanteil. Die organischen Displays werden laut iSupply insbesondere dank ihrer guten Bewegtbilddarstellung bei gleichzeitig geringer Leistungsaufnahme in tragbaren Multimediaplayer Einzug halten. Für größere OLEDs wie sie Sony mit dem 11-zölligen XEL-1 in homöopatischen Dosen anbietet, gibt es derzeit im Grunde keine Fertigungskapazitäten. iSupply erwartet, dass die größeren OLEDs frühestens ab 2012 in bemerkenswerten Stückzahlen verfügbar sein werden. Die meisten OLEDs wurden bislang als Zweitdisplay in Mobilgeräten genutzt. Erst ab diesem Jahr sollen sie dank gesunkener Preise vermehrt auch als Erstdisplay zum Einsatz kommen.

Als Wachstumsmarkt machen die Analysten die digitalen Bilderrahmen aus. Er wird derzeit vor allem von taiwanesischen Panelherstellern bestückt, die Schirmgrößen reichen von 5,6 Zoll bis 10,2 Zoll. Im Kommen ist auch der Bereich digital Signage, gemeint sind damit große Displays für digitale Werbeflächen in öffentlichen und halböffentlichen Bereichen wie Stadien, Tagungszentren, Bahnhöfen und Bildungseinrichtungen, aber auch in Kaufhäusern oder Hotels. iSupply beziffert den Markt auf 9,5 Millionen US-Dollar in 2007. In diesem Jahr soll er um 1,5 Millionen US-Dollar zulegen und bis 2012 auf etwa 14 Millionen US-Dollar anwachsen. Zum Einsatz als digitale Werbeflächen kommen derzeit vor allem Frontprojektoren und LC-Displays sowie Plasmadisplays und LED-Schirme. In den kommenden Jahren soll der LCD-Anteil auch hier deutlich zunehmen. (uk)