Erster Anti-Spam-Kongress "trifft ins Schwarze"

Der erste deutsche Anti-Spam-Kongress wurde von allen Beteiligten als Schritt in die richtige Richtung gewertet.

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Von
  • Holger Bleich

Man habe mit der Veranstaltung "voll ins Schwarze getroffen", freute sich Sven Karge vom Verband der deutschen Internetwirtschaft eco. In der Tat fand der am gestrigen Mittwoch bei Usingen abgehaltene 1. Anti-Spam-Kongress mehr Resonanz als vom Veranstalter erwartet. Offenbar sei der Bedarf riesig, "diesem großen Ärgernis endlich aktiv zu begegnen".

Rund 120 Teilnehmer hörten sich Vorträge an, die sich aus verschiedenen Perspektiven des Themas Spam annahmen. Auch der Heise Zeitschriften Verlag war bei der Veranstaltung mit von der Partie: Verlags-Justiziar Joerg Heidrich erläuterte seine Einschätzung über rechtliche Möglichkeiten zur Spam-Bekämpfung. Bert Ungerer, Redakteur der Zeitschrift iX, stellte anhand eines selbst erstellten E-Mail-Filters die Möglichkeiten von E-Mail-Header-Analysen zur Diskussion.

In ihren Vorträgen signalisierten Vertreter von E-Mail-Providern Bereitschaft, im Kampf gegen unerwünschte Mails künftig kooperieren zu wollen. Malte Pollmann von Lycos Europe schlug beispielsweise vor, dass die Anbieter ihre Blacklists untereinander austauschen könnten, um die Effizienz der Filter zu erhöhen.

Es wurde aber auch klar, dass die konkurrierenden Provider wirksame Spam-Filter mittlerweile als Vermarktungsargument für ihre Dienste entdeckt haben. GMX-Geschäftsführer Joachim Hofmann etwa führte die neuen Spam-Abwehr-Funktionen des Services vor und zeigte sich sicher, dass sein Unternehmen mit den Features auch einige Neukunden gewinnen könne. Doch auch GMX sei daran interessiert, mit den Mitbewerbern Erfahrungen auszutauschen.

Florian Klein, in den Foren von heise online unter seinem Pseudonym "DocSnyder" bekannt, zeigte sich als Vertreter der unkommerziellen Antispam-Community erfreut von den Bestrebungen der Anbieter: "Unter den Spammern beginnt es sich bereits herumzusprechen, dass Spam-Mails an GMX-Adressen meist im neuen Filter hängen bleiben. Es könnte sein, dass die Spammer das Interesse daran verlieren, GMX-Nutzer zuzumüllen."

Einig waren sich die Beteiligten darin, dass 0190-Dienste "die Spammer anlocken, wie das Licht die Motten", wie es Klein ausdrückte. Dirk Patten, Leiter des Beschwerde-Managements bei der Flensburger KomTel GmbH berichtete, dass der Ton in den eingehenden Beschwerden zunehmend rauer würde, weil die Nutzer über eingehenden 0190-Spam sehr genervt seien.

Nach Angaben vieler anwesender Vertreter von Providern sei es sehr schwer, den Schaden zu beziffern, den Spam tatsächlich anrichtet. Die Unternehmen sind mit konkreten Zahlen recht zurückhaltend. Malte Pollmann von Lycos berichtete, dass etwa 60 Prozent aller eingehenden E-Mails auf den Lycos-Servern unerwünscht seien. "Und das wird meiner Einschätzung nach in der nächsten Zeit noch stark zunehmen", befürchtet er. Er sehe gar die Nutzung von E-Mails zur Kommunikation grundsätzlich gefährdet, wenn sich die Anzahl der unerwünschten E-Mails so rasch erhöhe wie zurzeit.

Im Laufe des Kongresses wurde deutlich, dass der Wunsch besteht, auch über den Tag hinaus zusammenzuarbeiten. In nächster Zeit will der eco-Verband deshalb kleinere Treffen organisieren, in denen die Provider nun eine gemeinsame Position und neue technische Lösungen gegen das Spam-Problem erarbeiten wollen. Wenn die Arbeit Früchte tragen sollte, will der Verband noch in diesem Jahr eine zweite Auflage des Anti-Spam-Kongresses veranstalten. (hob)