E-Mail-Maulkorb gegen Manager-Stress

Eine dänische Werbeagentur will ihre Mitarbeiter vor dem täglichen E-Mail-Stress bewahren.

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Von
  • Volker Hollich

Ein täglich fünfstündiges E-Mailverbot verordnet die Werbeagentur BBDO in Kopenhagen ihren Mitarbeitern. Zwischen 10 und 15 Uhr darf nur eine handverlesene Schar Berater elektronische Briefe schreiben. Die übrigen Werbestrategen müssen ihre Mailkontakte auf die restliche Zeit beschränken.

Das "Experiment E-Mailpause" begründet die Verwaltungsdirektorin Juliane Meulengracht mit dem Stress, dem die Mitarbeiter durch die Nachrichtenflut ausgesetzt seien. "Wir waren einig, daß eine tägliche E-Mail-Pause uns davor bewahrt, unseren gesamten Tagesablauf von E-Mails steuern zu lassen", sagte sie der dänischen Tagesezeitung Jyllands-Posten. Die Angestellten sollen nun verstärkt zum Telefonhörer greifen. Dies sei zudem viel besser als elektronische Briefe, behauptet Meulengracht weiter.

Die Anregung für dieses Experiment erhielt das Kopenhagener BBDO-Büro aus einer Studie der Gartner Gruppe, die festgestellt hatte, dass mehr als jede dritte Nachricht privaten Inhalts war. Eine Stunde täglich würden die Mitarbeiter beim Lesen und Schreiben privater Nachrichten verbringen, hat der Wirtschaftsberater herausgefunden.

Das Maulkorbexperiment von BBDO findet aber auch Kritiker in der Beratunsgbranche: "E-Mails sind unserer Lebensnerv", sagt Marketingdirektor Keld Holmgaard von PriceWaterhouseCoopers den Jyllands-Posten. "Deshalb werden wir niemals eine E-Mail-Pause einführen." Stattdessen wurde ein Regelwerk zur Nachrichtendisziplin erarbeitet. Dieser "E-Mail-Knigge" erlaube es den Mitarbeitern, die Priorität elektronischer Nachrichten einzuschätzen und entsprechend zu handeln." (Volker Hollich) / (wst)