Deutsches CO₂ wird in Norwegen gespeichert: 900 Kilometer lange Pipeline geplant

Kohlenstoffdioxid aus deutschen Industrieanlagen soll unter der Nordsee eingelagert werden. Wintershall Dea und Equinor stellen die Pläne vor.

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Karte von Norwegen und Deutschland mit der CO2-Pipeline

Die Karte zeigt die geplante CO2-Pipeline, die von Wilhelmshaven aus in die Nordsee vor Norwegen führen soll.

(Bild: Wintershall Dea)

Lesezeit: 2 Min.

Die Energiekonzerne Wintershall Dea und Equinor haben Pläne für die unterirdische Einspeicherung von CO₂ aus Deutschland vor der Küste Norwegens vorgestellt. Die ausgeförderten Gas- und Öllagerstätten und tiefliegenden Gesteinsschichten in der Nordsee, die auf dem norwegischen Festlandsockel liegen, sollen zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen, indem sie als Speicher für Kohlenstoffdioxid aus deutschen Industrieanlagen dienen. Hierfür ist bis zum Jahr 2032 der Bau einer 900 Kilometer langen CO₂-Pipeline zwischen Wilhelmshaven in Niedersachsen und den Speicherstätten geplant.

Die Kohlenstoffabscheidung und Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) soll die CO₂-Emissionen in der Atmosphäre verringern. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wird aber noch erforscht, ob die erhofften Klimaschutzeffekte tatsächlich eintreten. Zudem muss das eingelagerte CO₂ in den Speicherstätten auch dauerhaft und vollständig verbleiben. Das Umweltbundesamt empfiehlt gleichwohl die weitere Erforschung, da CCS ein Baustein sein könnte, damit Deutschland bis zum Jahr 2050 treibhausgasneutral werden kann.

Für Wintershall Dea und Equinor ist das sogenannte Kohlenstoffmanagement eine Chance, ihr Wissen über Gesteinsschichten in der Nordsee, die Infrastruktur und die ausgeförderten Lagerstätten gewinnbringend einzusetzen. Im Zuge einer strategischen Partnerschaft soll das Projekt NOR-GE jetzt erst mal genauer geprüft werden. Schon vor Vollendung der Pipeline quer durch die Nordsee soll bereits mit Schiffen CO₂ von Deutschland nach Norwegen gebracht werden. Wintershall Dea hat bereits in diesem Jahr seine erste CO₂-Speicherlizenz in Norwegen beantragt. Die Pipeline biete später eine geschätzte Transportkapazität von 20 Millionen bis 40 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr. Dies entspreche 20 Prozent der jährlichen Industrieemissionen Deutschlands.

Equinor ist nach eigenen Angaben bereits seit zwei Jahrzehnten in der unterirdischen CO₂-Speicherung aktiv. Eingelagert wird in die früheren Gasfelder Sleipner, das 260 Kilometer westlich der norwegischen Küste liegt, und Snøhvit, das fünftgrößte norwegische Gasfeld. In Sleipner wird bereits seit 1996 jährlich knapp eine Million Tonnen CO₂ eingespeichert. Norwegen hat sich selbst ehrgeizige Ziele zur Reduzierung des Klimagases gesetzt.

Wilhelmshaven als Ausgangspunkt der Pipeline spielt auch mit Blick auf Wasserstoff eine Rolle in dem CO₂-Projekt. Unter der Verwendung von Erdgas aus Norwegen sollen in der Nordseestadt im Rahmen des Wasserstoffprojekts BlueHyNow pro Jahr 5,6 TWh produziert werden. Das dabei entstehende CO₂ soll per Schiff oder Pipeline ebenfalls unterirdisch eingelagert werden.

(mki)