Cell Broadcast und andere Warnmittel: Bayern und NRW proben den Ernstfall

In Bayern und NRW sind landesweite Probealarme angesetzt. Um 11 Uhr werden Millionen Handys, tausende Sirenen und weitere Warnmittel Alarm schlagen.

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(Bild: foto500/Shutterstock.com)

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In Bayern und Nordrhein-Westfalen hat es landesweite Probealarme gegeben. Um 11 Uhr piepten Millionen Handys. Die Warnungen wurden über das Modulare Warnsystem MoWaS des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ausgelöst. Dabei erreichten die Warnungen aber nicht nur Handys. In großen Städten wie Düsseldorf sollen Warnungen auch auf Dachmonitoren von Taxis angezeigt werden.

Um viele Menschen zu erreichen, übertragen Städte und Kommunen die Warnungen auch über soziale Medien und Radio. In NRW sollten die Warnungen laut dortigem Innenministerium auf rund 1500 digitalen Anzeigetafeln zu sehen sein. Die meisten Menschen werden über Cell Broadcast erreicht, beziehungsweise die unidirektionale SMS-CB.

"In Gebieten, die besonders gefährdet sind, oder in der Umgebung von Einrichtungen mit besonderem Gefahrenpotenzial wird die Bevölkerung nicht nur mit Rundfunkdurchsagen gewarnt, sondern auch mit Sirenen und Lautsprecherfahrzeugen", geht aus einer Mitteilung des bayerischen Innenministeriums hervor. Dazu hat Bayern auch eine Verordnung über öffentliche Schallzeichen erlassen. Darüber hinaus stellt Bayern Infomaterial bereit, etwa eine Tabelle, aus der hervorgeht (PDF), welche Warnmittel die Gemeinden einsetzen.

Cell Broadcast wurde am 23. Februar 2023 nach vorangegangenen Tests erstmals für Deutschland in Betrieb genommen, im Sommer zieht auch Österreich nach. Seither wurden in Deutschland mehr als 100 Warnungen über Cell Broadcast übermittelt, die mit Abstand meisten davon gab es in NRW (60), danach folgen Rheinland-Pfalz (32), Bayern (25) und weitere Bundesländer. Bei der Hälfte aller Warnungen waren ein Brand oder Brandgase die Ursache, bei einem Fünftel Naturgefahren – 12 Prozent der Warnungen gab es nach Bomben- und Munitionsfunden.

"Die Warnung muss jeden und jede im Land erreichen. Deshalb machen wir am landesweiten Warntag über Handys, Sirenen, Lautsprecher und noch vieles mehr ordentlich Radau, um wirklich alle 18 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen wachzurütteln", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), der den Sirenenalarm in einer Düsseldorfer Feuerwache höchstpersönlich auslösen will.

Nach Angaben des Landes NRW sind derzeit rund 6150 Sirenen im Einsatz, 1900 mehr als noch im Jahr 2017. Die Bundesländer wollen ihre Sirenennetze weiter ausbauen, das wird unter anderem durch das Sirenenförderprogramm ermöglicht.

"Zum zehnten Mal übt Nordrhein-Westfalen in dieser Form für den Ernstfall. 2018 gab es den ersten landesweiten Warntag. Mittlerweile wurde das NRW-Modell auch für den bundesweiten Warntag übernommen", heißt es vom Land NRW.

Die Entscheidung für Cell Broadcast folgte nach der verheerenden Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz im Juli 2021. Seitdem warnen die Länder am bundesweiten Warntag. "Sachsen-Anhalt nimmt auch in diesem Jahr wieder am bundesweiten Warntag am 12. September 2024 teil", heißt es von einer Sprecherin des dortigen Innenministeriums. In Baden-Württemberg sieht es ähnlich aus. "Neben einer durch das BBK zentral ausgelösten Probewarnung über das Modulare Warnsystem werden die Kommunen wieder die Möglichkeit haben, sich vor Ort zu beteiligen, um lokale Warnmittel, wie zum Beispiel Lautsprecherwagen oder Sirenen zu testen", erklärte ein Sprecher des Baden-Württembergischen Innenministeriums.

In weiteren Bundesländern wie Thüringen ist ebenfalls kein separater Warntag geplant. Allerdings hat das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales einem Sprecher zufolge "eine Sensibilisierungskampagne zur 'Bevölkerungswarnung und Katastrophenschutz' durchgeführt, um die Selbsthilfe- und Resilienzfähigkeiten der Bevölkerung auch in Bezug auf das Thema Warnung zu stärken". Auf der Webseite sicher-und-gewarnt.de sind weitere Informationen enthalten. Doch auch die anderen Bundesländer sind nicht untätig. Die einen schaffen neue Spezialfahrzeuge und Sirenen an, die andere Feuerwehrverwaltungssoftware. Erst kürzlich feierte Rheinland-Pfalz 25.000 Nutzer bei seinem Brand- und Katastrophenschutzportal.

(mack)