Atom-Mainboards mit PCI-Express-Slots

Zu den zahlreichen Mainboards mit fest aufgelöteten Intel-Atom-Prozessoren gesellen sich nun auch Produkte, die sich besser erweitern lassen.

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POV/ION330 von Point of View

(Bild: Point of View)

Die Zahl der Produkte, in denen Intels vergleichsweise billige und gleichzeitig sparsame Atom-Prozessoren zum Einsatz kommen, wächst ständig, doch viele davon ähneln sich sehr. Das gilt auch für die meisten Atom-Mainboards: Fast alle nutzen das Mini-ITX-Format, das eigentlich nur einen einzigen konventionellen PCI-Steckplatz für Erweiterungskarten vorsieht. Zwar gibt es zahlreiche sehr unterschiedliche Atom-Boards für den Embedded-Markt, doch diese sind oft teuer und mit dem zwar sparsamen, aber auch schwachbrüstigen Chipsatz US15W und Atoms aus der Baureihe Z500 bestückt.

Das Elitegroup 945GCT-D im DTX-Format bietet immerhin noch einen PCIe-x1-Slot und als eines von wenigen Boards zwei DIMM-Fassungen, so dass sich 4 GByte DDR2-SDRAM stecken lassen.

Nun haben die Firmen Point of View (eigentlich eher für Grafikkarten bekannt) und der Server-Spezialist Supermicro Atom-Boards angekündigt, die sich vom Einheitsbrei abheben. Die beiden bis auf die Prozessoren – nämlich den Einzelkern Atom 230 oder die Dual-Core-Version Atom 330 – fast identischen Mini-ITX-Boards POV/ION330 und POV/ION230 von Point of View arbeiten mit dem Nvidia-Ion-Chipsatz alias GeForce 9400 M und besitzen jeweils sowohl vier SATA-Ports als auch einen PCIe-x16-Slot, die für sparsame und billige (NAS-)Server gedachten Supermicro-Boards X7SLA-L und X7SLA-H sind mit zwei PCIe-x8-Slots, ebenfalls vier SATA-Ports und bis zu zwei Gigabit-Ethernet-Adaptern bestückt.

Supermicro X7SLA-H

(Bild: Rombus)

Point of View hat – wie übrigens kürzlich auch die mit Asus wirtschaftlich verbundenen Firmen AsRock und Pegatron – außer dem Mini-ITX-Board mit Nvidia Ion auch einen kompletten Atom-330-Mini-PC angekündigt, nämlich den Nvidia Ion Mini PC. Die POV/ION-Boards sind aber auch für Bastler interessant, denn sie bieten sehr viele Anschlüsse und den speziellen Chipsatz mit leistungsfähigem Grafikkern: Wie die c't in ihrer kommenden Ausgabe 11/08 berichtet, ist der mit demselben Chipsatz bestückte Acer Aspire Revo R3600 tatsächlich in der Lage, mit der Windows-Software PowerDVD 8 Ultra ein HD-Video von Blu-ray Disc im Format 1080p (/60, /24) abzuspielen (von einem per USB angeschlossenen Laufwerk, das ihm nämlich fehlt). Die Point-of-View-Boards sind sowohl mit HDMI- als auch DVI- und VGA-Buchsen bestückt. Für NAS-Systeme dürften sie sich dank vieler SATA-Ports und GBit-LAN ebenfalls eignen. Preise stehen leider noch nicht fest, die Boards sollen noch in diesem Monat auf den Markt kommen.

Das Supermicro X7SLA-H mit zwei GBit-LAN-Chips von Realtek und Atom 330 ist bereits bei einem deutschen Händler zum Preis von rund 155 Euro aufgetaucht. Supermicro verwendet die nicht besonders sparsame Intel-Northbridge 945GC und verbindet anscheinend acht PCIe-Lanes von deren PCIe-x16-Port mit einem PCIe-x8-Slot; der zweite PCIe-x8-Slot ist vermutlich über die vier PCIe-Lanes der RAID-tauglichen Southbridge ICH7R angebunden, die auch vier SATA-Ports bereitstellt. Die teurere Board-Version mit Atom 330 hat auch eine aufgelötete USB-A-Buchse, so dass man ohne zusätzliche Adapter einen USB-Stick einstecken kann, um etwa ein NAS-Betriebssystem (wie FreeNAS) davon zu booten. Leider bestückt Supermicro den Northbridge-Kühler mit einem Lüfter. Die Firma will auch komplette Server-Barebones in Rack- und Tower-Gehäusen mit Atom-Innenleben verkaufen.

Die Varianten-Vielfalt bei Intels Atom-Prozessoren ist etwas verwirrend. Am sparsamsten arbeitet die Z500-Baureihe, zu der mit dem Z550 auch der bisher am höchsten getaktete Atom gehört. Für Netbooks sind Atom N270 und der neue N280 (1,66 GHz/FSB667) gedacht, die Intel mit jeweils 2,5 Watt TDP spezifiziert. Atom 230 (1 Kern plus Hyper-Threading) und Atom 330 (2 Kerne plus Hyper-Threading) brauchen bis zu 4 beziehungsweise 8 Watt unter CPU-Volllast, sind aber im Unterschied zu den Mobil-Atoms auch x64-tauglich. Für den Ion-Chipsatz veröffentlicht Nvidia keine genauen Leistungsaufnahmedaten; der Acer Aspire Revo R3600 kam aber – inklusive 19-Volt-Netzteil, Atom 230, 2 GByte RAM und 2,5-Zoll-Festplatte – im Leerlauf mit 21 Watt aus und braucht unter CPU- und GPU-Volllast höchstens 30 Watt. Zum Abspielen von HD-Video reichen rund 25 bis 27 Watt. Zum Vergleich: Die Asus Eee Box B202 mit HD-Video-untauglichem 945GSE-Chipsatz kommt mit 14 bis 20 Watt aus, das Notebook Dell Mini 9 im Leerlauf und inklusive Display sogar mit nur 9 Watt. (ciw)