Erfundenes Schumacher-Interview: "Die Aktuelle"-Chefin wegen KI-Text entlassen

"Die Aktuelle" hat das erste Interview seit dem Unfall des Sportlers beworben, die Antworten hat aber eine Ki geliefert. Das hat Konsequenzen.

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Michael Schumacher

(Bild: Andrey Suslov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Nach der Veröffentlichung eines erfundenen Interviews, bei dem die angeblichen Antworten von einem KI-Textgenerator stammten, wurde die Chefredakteurin der Boulevardzeitung "Die Aktuelle" entlassen. Auf der jüngsten Titelseite des Magazins hatte in großen Buchstaben gestanden, "Michael Schumacher: Das erste Interview!". Kleiner darunter hieß es noch, "Es klingt täuschend echt". Erst im Heft selbst wurde dann aufgeklärt, dass die angeblichen Antworten von einer KI und nicht dem mehrfachen Formel-1-Weltmeister stammten. Der lebt seit einem schweren Skiunfall 2013 völlig zurückgezogen, über seinen Gesundheitszustand ist so gut wie nichts bekannt. Seine Familie hat der Nachrichtenagentur dpa gegenüber bestätigt, dass rechtliche Schritte gegen das Blatt eingeleitet wurden.

Zuerst hatte das Medienmagazin Übermedien über das erfundene Interview berichtet. Demnach hat sich die Boulevardzeitung im Heft andauernd bemüht, "den Anschein zu erwecken, es handle sich tatsächlich um ein Gespräch mit Michael Schumacher". Als Quellenangabe heißt es: "Das Interview war im Internet. Auf einer Seite, die mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI genannt, zu tun hat." Weiterhin wird rhetorisch gefragt, woher die Technik die Antworten überhaupt kennen könne. Jemand müsse die eingegeben haben – "wie in Wikipedia". Offenbar, um sich juristisch abzusichern, wird auch gefragt, ob der Sportler die Antworten selbst eingetippt habe oder jemand aus der Familie. Das ist natürlich nicht der Fall, stattdessen handelt es sich bei solchen KIs um Technik, die auf Basis von Wahrscheinlichkeiten Texte vervollständigen.

Die Funke-Mediengruppe, in deren Haus "Die Aktuelle" erscheint, hat sich in einer Stellungnahme bei der Familie Schumacher für die Berichterstattung entschuldigt: "Dieser geschmacklose und irreführende Artikel hätte nie erscheinen dürfen. Er entspricht in keiner Weise den Standards von Journalismus, wie wir – und unsere Leserinnen und Leser – ihn bei einem Verlag wie FUNKE erwarten." Als Konsequenz sei Chefredakteurin Anne Hoffmann mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden worden. Sie war seit 2009 in dieser Position tätig. Für das "KI-Interview" war vorher heftige Kritik an dem Blatt geübt worden, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sprach Medienanwalt Christian Schertz von einem "besonders perfiden Fall", auch weil sich der Betroffene nicht selbst wehren kann.

(mho)