Wärme auf Rädern: Wie Abwärme mit dem Lkw zu Schule und Schwimmbad kommt

Ohne Rohre, mit Rädern: Wärme dahin zu bringen, wo sie gebraucht wird, erfordert auch kreative Ideen. Es stellt sich nur die Frage nach der Wirtschaftlichkeit.

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(Bild: Swilar Eetec/Lena)

Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Matilda Jordanova-Duda
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"Wärme auf Rädern" – damit ist keine heiße Suppe für Senioren gemeint. Es geht um (Ab)Wärme, die man in Containern speichert und zu Schulen, Schwimmbädern und anderen Verbrauchern bringt – mit dem Lkw. Wärme, die ohnehin anfällt, kommt dahin, wo sie gebraucht wird. Sie verpufft nicht einfach. Praktisch kann das überall dort sein, wo kein Fernwärmenetz vorhanden ist oder wo man den Zeitraum bis zu dessen Inbetriebnahme überbrücken muss.

Green IT und Abwärme

Mobile Abwärme könnte damit ein kleiner Baustein für eine gelingende Wärmewende sein, in der es darum geht, Gebäude künftig nicht mehr hauptsächlich mit fossilen Energieträgern zu heizen. Die Wärmewende ist ein entscheidender Baustein der Energiewende insgesamt, denn immerhin nutzen wir in Deutschland knapp 60 Prozent unserer verbrauchten Energie für Raumwärme, Warmwasser oder Prozesswärme. Gas gehört hier mit Abstand zu den wichtigsten Energieträgern. Abwärme ist ein Nebenprodukt, etwa von Industrieprozessen, die ohnehin anfällt. Um sie zu gewinnen, muss man weder Gas noch Öl zusätzlich verbrennen. Nutzbar ist sie schon bei nicht einmal 60 Grad Celsius. Doch ist das Konzept "Wärme auf Rädern" wirklich praktisch und wirtschaftlich? Tatsächlich gibt es für die mobile Abwärme einige Hürden, doch es gibt bereits Unternehmen, die das Konzept praktisch umsetzen.

Im bayerischen Landkreis Landsberg (Bayern) pendeln die Lastwagen samt Wärme-Container etwa zwischen Biogasanlagen und zwei Schwimmbädern, demnächst sollen ein Seniorenheim und ein Gymnasium dazukommen. Das Unternehmen Swilar Eetec bringt zusammen mit seinem Partner, der Landsberger Energie-Agentur (Lena), die überschüssige Wärme der Biogasanlagen über die Straße zu den nahegelegenen Verbrauchern. Der Wirkungsgrad der Biogasanlagen verdoppele sich dadurch von rund 40 Prozent bei der reinen Stromerzeugung auf nun 80 bis 90 Prozent, behauptet Swilar Eetec, das seinen Sitz in Swisttal und in Landsberg an der Lech hat. Schrittweise soll in Landsberg ein Wärme-Cluster entstehen, in dem die Abwärme aus Industrie und weiteren Kraftwerken nutzbar gemacht wird. Und auch in Hannover ist die Technik aktiv. Hier sind fünf Transporter unterwegs, um ein Schulzentrum mit Abwärme aus der Abfallverwertung zu versorgen. Zudem nutzt ein Rathaus der Region die mobile Abwärme. Es gibt aber auch andere Standorte, an denen die Lastwagen ihre Ladung direkt in Fern- oder Nahwärmenetze einspeisen.