Regelenergie: Batterien verdrängen Gaskraftwerke

Gaskraftwerke sollen die schwankende Stromerzeugung aus Sonne und Wind ausgleichen. Immer öfter übernehmen große Batterien den Job – aus Kostengründen.

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Kraftwerk, Umweltschutz, Klimawandel, Kritische Infrastrukturen

(Bild: Steve Buissinne, gemeinfrei)

Lesezeit: 2 Min.

Große Batterien zur Stabilisierung des Stromnetzes sind mittlerweile so günstig, dass sie Gaskraftwerke zunehmend verdrängen. Nach Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters sind deshalb weltweit 68 Projekte für Gaskraftwerke auf Eis gelegt oder komplett abgesagt worden. Ursache sind zwei komplementäre Entwicklungen: Die Batterien werden billiger, und die Gaskraftwerke teurer.

Laut BloombergNEF haben sich die Kosten für Lithium-Ionen-Batterien von 2016 bis 2022 mehr als halbiert, auf jetzt rund 138 Euro pro Kilowattstunde. Dieser Trend dürfte sich noch verstärken durch neue, preiswerte Natrium-Batterien. Diese haben zwar keine so hohe Energiedichte wie Lithium-Ionen-Akkus, aber dies ist bei stationären Anwendungen nicht so wichtig.

Zu den höheren Kosten der Gaskraftwerke tragen nicht nur die gestiegenen Gas- und CO₂-Preise bei, sondern auch die kürzere Betriebszeit. "In den frühen Neunzigern ließen wir die Gaskraftwerke durchlaufen, jetzt laufen sie rund 40 Prozent der Zeit. In den nächsten acht bis zehn Jahren wird das auf 11 bis 15 Prozent sinken", sagte Keith Clarke, Chef des britischen Energieversorgers Carlton Power, gegenüber Reuters. Weniger Laufzeit heißt auch: weniger Einnahmen. In den meisten Ländern – auch in Deutschland – gibt es zwar Geld für die reine Vorhaltung von Leistung. Doch dadurch wird die Berechnung der Wirtschaftlichkeit komplizierter und die Finanzierung entsprechend schwerer.

In Deutschland lag die sogenannte Residuallast – also die Last, die nach Abzug fluktuierender Erzeuger wie Wind und Sonne übrig bleibt – in den vergangenen Jahren im Bereich von gut 70 Gigawatt, Tendenz leicht sinkend. Die Residuallast wird von Wasserkraftwerken, Batterie- und Pumpspeichern, Biomasse und fossilen Wärmekraftwerken geliefert. Ohne Kern- und Kohlekraft sind in Deutschland derzeit 70 Gigawatt an residuallastfähigen Erzeugern installiert. Rein rechnerisch wäre also auch nach einem Kohleausstieg knapp genug Residualleistung vorhanden. Rund 40 Gigawatt davon entfallen allerdings auf Gas- und Ölkraftwerke.

(bsc)