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Fahrbericht: Der überarbeitete Ford Kuga

Der Ford Kuga bekommt jene umfangreiche Überarbeitung, die schon dem Focus gutgetan hat. Fortschritte gibt es bei Verarbeitung, Infotaiment und Dämmung. Das neue Topmodell hat im Antriebsbereich jedoch Schwächen

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Fahrbericht Ford Kuga 17 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Im Februar 2016 stellte Ford auf dem Mobile World Congress das neue Infotainmentsystem Sync3 zusammen mit einer überarbeiteten Fassung des Kuga vor – und vertröstete die Kunden im selben Moment auf Anfang 2017. Von der Unterhaltungselektronik einmal abgesehen zieht Ford mit diesem Update endlich jene Neuerungen nach, die der Focus schon vor längerer Zeit bekommen hat. Gelohnt hat sich das auch im Kuga, aus dem auf diesem Weg in einigen Bereichen ein noch besseres Auto geworden ist, wie eine erste Proberunde zeigt.

Müde Spitze

Unterwegs waren wir mit dem stärksten Benziner, den es aktuell nur zusammen mit Allradantrieb und einer Sechsgang-Wandlerautomatik gibt. Der 1,5-Liter-Vierzylinder leistet 182 PS und bietet mit 240 Nm, die zwischen 1600 und 5000/min anliegen, exakt die gleichen Eckdaten wie der Vorgänger mit 1,6 Litern Hubraum. Der Fahreindruck ist allerdings nicht von übertriebener Spontanität geprägt. Es scheint so, als wenn im Wandler ein Großteil der Leistung versickert. Das SUV wirkt so zwar ausreichend motorisiert, doch an ein Topmodell werden einige Käufer sicher höhere Ansprüche stellen.

Langsamer als zuvor

Mit einer Werksangabe von 10,1 Sekunden im Standardsprint ist der Neue auch fast eine halbe Sekunde langsamer als der Alte. So richtig zu erklären ist das nicht, denn das Automatikgetriebe mit der internen Bezeichnung 6F35 blieb ebenso unverändert wie die Bereifung und das Gewicht – zwischen den Werksangaben der Jahre 2012 und 2016 lässt sich diesbezüglich kein Unterschied finden, der die Differenz erklären könnte. Angenehm aufgefallen ist uns die Laufruhe der Maschine bzw. die gute Dämmung. Wer dem kleinen Motor nicht gerade alles abverlangt, hört verhältnismäßig wenig von ihr. Hier scheint es mit dem Facelift einen Fortschritt gegeben zu haben, der uns schon im Focus positiv aufgefallen ist. Beide sind im Rahmen der Überarbeitung leiser geworden.

Der aktuelle Motor wird seit dem Sommer 2016 schon eingebaut – der Abgasnorm Euro 6, die seit September 2016 für alle Neuwagen Pflicht ist, sei Dank. Er ist auch etwas sparsamer als der 1,6-Liter-Motor, zumindest im Zyklus. Dort ist er mit 7,4 Litern angegeben, zuvor waren es noch 7,7 Liter. Bei Spritmonitor liegt er aktuell bei 10,7 Liter, wobei die Menge mit 19 Fahrzeugen, die diesem Profil entsprechen, nicht allzu groß ist. Nach unserer kleinen Proberunde zeigte der Bordcomputer 9,5 Liter an, ohne dass wir extrem spritsparend oder rasant unterwegs gewesen wären.

Straff, aber nicht hart

Ford hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erarbeitet, sehr gute Fahrwerke zu bauen. Das können wir auch dem Kuga bescheinigen. Der Testwagen war mit der Ausstattungslinie ST-Line versehen, die dem SUV einen sportlichen Charakter verleihen soll. Der Kuga liegt damit zehn Millimeter tiefer und ist etwas straffer als die anderen Modelle abgestimmt. Kurven lassen sich so rasch umrunden, solange sie nicht allzu wellig sind.

Wie schon im BMW X1 zeigt sich dann, dass man mit einem etwas weicheren Fahrwerk unter Umständen schneller ist. Dem Kuga ist Härte dabei allerdings fremd, der Restkomofrt ist auch mit dem Sportfahrwerk beachtlich. Der Kompromiss ist aus unserer Sicht gelungen, was auch deshalb wichtig ist, weil es im Kuga zu diesem Fahrwerk keine Alternativen gibt.

Sync3

Groß ist auch der Fortschritt im Innenraum. Verarbeitung und Materialien wirken etwas feiner als zuvor. Zwar blieb die grundsätzliche Form unverändert, doch Ford hat beim Infotainmentsystem aufgeholt. Mit Sync3 steht nun ein modernes System zur Verfügung, das flott auf Eingaben reagiert. Die Felder auf dem Bildschirm sind größer als bei Sync2, was die Bedienung sehr erleichtert. Wie im Mondeo macht das alles einen guten Eindruck. Ein paar Kleinigkeiten könnten Ford mit den nächsten Updates ja noch abstellen. Dazu gehört, dass sich bei aktiviertem Android Auto das interne Navigationssystem nicht nutzen lässt – ein Umstand, den wir auch in der Mercedes E-Klasse kürzlich schon kritisiert haben.

Faire Preise

Die offizielle Preisliste beginnt derzeit bei 23.300 Euro. Dafür gibt es einen Kuga mit einem 120-PS-Benziner, Frontantrieb und einer Ausstattung, die fast alle Basisansprüche in dieser Klasse abdeckt. Sehr gut: Sieht man einmal von Kleinigkeiten wie Lederbezügen oder dem Premium-Soundsystem ab, lässt sich für das Basismodell „Trend“ fast alles ordern, was es auch für die teuren Ausstattungslinien gibt. Diese Freiheit ist selten geworden.

Der Testwagen mit der ST-Line ist vom Einstiegsmodell finanziell weit entfernt. 35.900 Euro muss der Kunde für die von uns gefahrene Kombination auf den Tisch legen. Angesichts des Ausstattungsumfangs scheint das auf den ersten Blick durchaus fair, doch wer die Automatik und den Allradantrieb nicht unbedingt braucht, dürfte mit dem 150-PS-Benziner kaum schlechter unterwegs sein. Den gibt es aktuell allerdings nur mit Frontantrieb und Schaltgetriebe. Ford verlangt dafür 5300 Euro weniger als für den starken Benziner – ein starkes Argument für den Verzicht auf das Topmodell.