Im Golfspelz

Fahrbericht: Audi TTS

Der sportlichste Nutzer des Modularen Querbaukastens hat ein kleine Überarbeitung bekommen. Viel ändert sich dabei freilich nicht, denn der Audi TT bleibt ein Nischenprodukt auf Großserienbasis. Eine Ausfahrt mit dem Audi TTS

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Audi TTS 15 Bilder

(Bild: Audi)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
Inhaltsverzeichnis

20 wird der Audi TT in diesem Jahr und wirkt dabei in meiner Wahrnehmung ziemlich junggeblieben. Die Erinnerung an den unrühmlichen Start wirken frisch, obwohl Audi das Problem damals recht rasch abstellte. Es wird wohl nicht zuletzt daran liegen, dass er trotz einiger Erfolge nicht an jeder Straßenecke zu finden ist. Mit einem kleinen Update soll der Sportler auf der Golf-Plattform fit gehalten werden. Was sich verändert hat, konnte wir auf der Isle of Man mit einem Audi TTS ausprobieren. Dafür hatte die Marke ein 20 Kilometer langes Teilstück der Tourist Trophy-Strecke zwischen dem Ort Ramsey und dem Gasthaus „The Famous Creg-Ny-Baa“ absperren lassen.

Trophy-Fans kennen das Straßenstück als „Mountain-Course“. Ein Quickly TT-Motorrad des Audi-Vorgängers NSU aus den 1960er-Jahren und ein sportlich aufgebrezelter NSU Prinz TT, den es seit Mitte der 1960er auch als TTS gab, waren auf der Ausfahrt ebenfalls dabei. Als Audi 1998 seinen Sportwagen auf den Markt brachte, war das TT(S) also naheliegend.

Nachgeschärft

Die TT-Karosserie wurde etwas geschärft, die Motoren bekommen etwas mehr Leistung und die Serienausstattung wurde erweitert. Vorne wurde der Singleframe-Grill überarbeitet und es gibt große, seitliche Lufteinlässe. Audi hat das Design nicht komplett umgekrempelt und dennoch neue Akzente gesetzt. Praktisch: Unter der Tankklappe ist nun kein Deckel mehr zu finden. Es ist wie beim Boxenstopp: Tankklappe auf, Zapfpistole rein - und fließen lassen. Das hat Audi freilich nicht erfunden: Ford und Renault machen das zum Teil seit Jahren schon so.

Die Motorenpalette besteht ausschließlich aus Benzinern, die Zeit der Diesel ist im TT vorbei. An der Basis gibt es nun 197 statt 180 PS, darüber im 45 TFSI 245 statt 230 PS. Im TTS arbeitet ein 2.0-Liter-Vierzylinder mit 225 kW/306 PS. Vom eigenwilligen 2,5-Liter-Fünfzylinder mit 400 PS war auf der ersten Veranstaltung keine Rede mehr. Der TTS ist in nur 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 - ein Zehntel schneller als bisher. Zur Einordnung: Ein BMW M240i xDrive erreicht trotz deutlich mehr Leistung diese Marke nur 0,1 Sekunden schneller.

Euro 6d-TEMP

Der TTS liegt damit auf dem Niveau eines Porsche 911 Carrera oder eines Cayman GTS. Bei 250 km/h ist wie gehabt Schluss. Über die Verbrauchswerte mag man bei Audi noch nicht reden – für den TTS werden 6,7 Liter genannt. Bei einer Fahrweise, für die man soviel Leistung für nötig erachtet, dürfte es nicht schwer sein, das Doppelte an Treibstoff durch die Direkteinspritzung zu jagen. Alle Motoren sind in der Abgasnorm Euro 6d-TEMP homologiert – den Zwischenschritt über die Euro 6c spart sich also auch Audi.

Was der TTS mit all der Kraft, seinem serienmäßigen Allradantrieb, dem Fahrdynamiksystem und seinem Fahrwerk auf der Straße alles anstellen kann, das durfte er auf dem „Mountain-Course“ zeigen. Mit voller Beschleunigung geht es den Berg hinauf, zunächst noch in einem Waldstück, dann in offenem Gelände. Ein Tempolimit gibt es hier nicht. Das eigene Bauchgefühl sagt, wann man es wohl besser etwas ruhiger angehen lässt. Um die Kurven zirkelt der der 1,5 Tonnen schwere TTS präzise, kaum mal muss man etwas einbremsen um nicht ins Schlenkern zu geraten. Das Alcantara-Lenkrad liegt gut in der Hand.

Das auf „Sport“ eingestellte Doppelkupplungsgetriebe leistet eine bessere Schaltarbeit, als die meisten es manuell über die Paddel am Lenkrad könnten. Die unteren Gänge sind kurz übersetzt, was beim Beschleunigen hilft. Die oberen Gänge kommen hier auf der Bergstraße eh nicht zum Einsatz. Beim Runterschalten mit Zwischengas sprotzen künstlich generierte Fehlzündungen. An „The Bungalow“ geht es runter bis auf Schritttempo: unbeschrankter Bahnübergang. Dann „Windy Corner“, „Kate’s Cottage“ – nur der Beifahrer kann die traumhafte Kulisse rundum bewundern. Dann das Ziel: „The Famous Creg-Ny-Baa“, ein uriges kleines Restaurant.

Bedienung

Doch der TTS taugt nicht nur zum Rasen. Er ist, mit gewissen Einschränkungen, auch ein ganz passables Alltagsauto. Innen ist genügend Platz für zwei, die Sitze sind zudem bequem. Der Laderaum des Coupés bietet mit 305 Litern zwar weniger als ein VW Polo, ist aber günstig geschnitten. Die Bedienung ist zum Teil nicht gerade intuitiv, das Handbuch muss einige Fragen beantworten. Generell ist die Entscheidung, alles auf ein Display zu legen, eine mutige. Audi geht im TT damit weiterhin einen anderen Weg als in A6, A7 und A8, die den Fahrer mit bis zu vier Displays behelligen. Was ist im Alltag besser? Sicher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mir wäre beide Varianten im täglichen Umgang zu extrem. Wie schon im Audi Q5 gefällt mir auch im TT das Soundsystem von Bang und Olufsen gut.

Ab 35.000 Euro

Serienmäßig sind unter anderem das 12,3 Zoll große virtuelle Cockpit, das Fahrdynamiksystem drive select, Licht- und Regensensor, beheizbare Außenspiegel und ein neues Multifunktionslenkrad. Die Preise für das TT Coupé beginnen bei rund 35.000 Euro, der Roadster kostet mindestens 37.500 Euro. Den TTS gibt es als Coupé ab 54.500 Euro und offen ab rund 57.000 Euro. Bei den Händlern steht der TT ab dem vierten Quartal 2018.